Zwei Erdbeben vor Sumatra versetzten Millionen Menschen rund um den Indischen Ozean in Alarmbereitschaft. Warnung vor Tsunami aufgehoben.

Jakarta. Zwei der stärksten Erdbeben der vergangenen Jahre haben innerhalb kurzer Zeit die Küste vor Sumatra erschüttert. Millionen Menschen rund um den Indischen Ozean wurden am Mittwoch in Alarmbereitschaft versetzt. Während das erste Beben nach indonesischen Angaben wohl keinen größeren Tsunami auslöste, blieb die Lage nach dem zweiten Erdstoß zunächst unübersichtlich. Gut zwei Stunden später hat das Tsunami-Warnzentrum dann seinen Aufruf zu erhöhter Tsunami-Wachsamkeit für die Länder rund um den Indischen Ozean aufgehoben. Es sei zwar ein Tsunami ausgelöst worden, teilte das Zentrum in Hawaii mit. Doch bestehe keine erhöhte Gefahr mehr für die Küstenregionen.

Die indonesische Erdbebenwarte gab die Stärke des ersten Bebens mit 8,5 an, die US-Erdbebenwarte mit 8,6. Das zweite Erdbeben hatte nach indonesischen Angaben eine Stärke von 8,1, nach US-Angaben 8,2. Sofort wurden schreckliche Erinnerungen wach: Die Gegend rund um die Insel Sumatra wurde Weihnachten 2004 von einer der verheerendsten Tsunamikatastrophen der Geschichte getroffen. Damals hatte das Beben mit anschließender Flutwelle eine Stärke von 9,1. Rund 230.000 Menschen kamen ums Leben.

In der Provinzhauptstadt Banda Aceh auf Sumatra rannten Menschen in Panik auf die Straßen, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Sirenen heulten, Tausende machten sich in Autos und auf Mopeds auf die Flucht. Den Behörden lagen aber zunächst keine Angaben über Tote oder Schäden vor, sagte der Sprecher der Meteorologiebehörde Prihyadi. "Wir danken dem Herrgott“, hatte Präsident Susilo Bambang Yudhoyono gesagt, bevor das Nachbeben passierte.

Nach Angaben eines Sprechers des Auswärtigen Amtes in Berlin bereiteten sich die deutsche Botschaft in Jakarta und das Krisenreaktionszentrum im Auswärtigen Amt in Berlin auf Hilfsmaßnahmen vor. Falls erforderlich und gewünscht sei Deutschland dazu sofort bereit. Dies gelte auch für eine mögliche konsularische Betreuung von Bundesbürgern in den betroffenen Gegenden.

An der thailändischen Westküste mit der beliebten Ferieninsel Phuket wurden die Touristen dazu aufgerufen, die Strände zu räumen. Auch der Flughafen von Phuket wurde geschlossen. Allein in Thailand kamen bei dem Beben und Tsunami 2004 mehr als 5000 Menschen ums Leben, die Hälfte davon ausländische Touristen.

Nach Einschätzung des indischen Tsunami-Frühwarnzentrums hatte das erste Beben einen kleineren Tsunami ausgelöst. Messungen an verschiedenen Punkten im Indischen Ozean ergaben demnach aber nur eine Wellenhöhe von 10 bis 30 Zentimeter. "Echtzeit-Messungen von Wellenaktivität weisen darauf hin, dass ein Tsunami erzeugt wurde", hieß es von dem staatlichen Zentrum. Das Zentrum hatte für den schlimmsten Fall eine 3,80 Meter hohe Welle auf der Inselkette der Nikobaren befürchtet. Beim Tsunami Ende 2004 hatten meterhohe Wellen verheerende Zerstörungen angerichtet.

Das erste Beben am Mittwoch passierte rund 435 Kilometer südwestlich von der Provinzhauptstadt Banda Aceh in etwa 22 Kilometern Tiefe, das zweite rund 620 Kilometer von Banda Aceh entfernt, in 16 Kilometern Tiefe. Die Stadt war 2004 fast völlig zerstört worden. Damals kamen auf Sumatra 170.000 Menschen ums Leben.

"Ich war im Hotel beim Duschen, als die Erde bebte", berichtete Timbang Pangaribuan nun dem Radiosender Elshinta aus Medan auf Sumatra. "Wir sind alle in Panik rausgerannt. Ich habe jemand gesehen, der aus dem Fenster sprang." Am Flughafen von Banda Aceh lief der Betrieb zunächst weiter, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Auch aus dem Bezirk Pesisir in Westsumatra meldeten die Behörden zunächst keine Schäden.

Anders als bei dem Beben 2004 habe sich der Meeresboden bei dem ersten Beben horizontal bewegt, nicht vertikal, sagte der Geophysiker Bruce Pressgrave von der US-Erdbebenwarte USGS dem Sender BBC. Dadurch sei die Tsunamigefahr weitaus geringer als bei einem Beben, bei dem der Meeresboden an einer Stelle absackt.

Die Erdstöße waren auch auf dem indischen Festland zu spüren. Der Nachrichtensender NDTV meldete, in der ostindischen Metropole Kolkata (früher Kalkutta) seien Züge der Metro vorsorglich angehalten und evakuiert worden. Vor Anker liegende Schiffe seien aufgefordert worden, auf die See hinauszufahren.

Stichwort: Sumatra

Die Insel Sumatra gehört zu Indonesien. Das asiatische Land ist mehr als fünfmal so groß wie Deutschland. Es besteht aus mehreren Tausend Inseln. Viele davon sind unbewohnt. Eine bedeutende Insel heißt Java. Dort liegt auch Jakarta, die Hauptstadt von Indonesien.

Sumatra ist eine der größten Inseln Indonesiens. Dort leben mehr als 40 Millionen Menschen, etwa halb so viele wie in Deutschland. Die Mehrzahl der Bewohner lebt von der Landwirtschaft, bauen Reis, Gemüse, Tabak, Tee und Kaffee an. Das Klima ist überwiegend heiß und feucht.

Auf Sumatra gibt es mehrere Vulkane. Außerdem kommt es immer wieder zu schweren Erdbeben. Ende 2004 kamen durch einen Tsunami im Indischen Ozean mehr als 230.000 Menschen ums Leben, darunter auch mehr als 550 deutsche Touristen. Auslöser war ein Erdbeben der Stärke 9,1 vor der Küste Sumatras. Der Tsunami am zweiten Weihnachtstag hinterließ in zwölf Ländern schwerste Schäden. Außer Indonesien wurden Sri Lanka, Indien und Thailand besonders schwer getroffen. Mindestens 1,7 Millionen Menschen wurden obdachlos. (rtr/dpa)