Ananda Marchildon, “Holland's Next Topmodel“, wurde gekündigt, weil sie der Agentur zu dick war. Vor Gericht bekam das Model Recht.

Amsterdam. Es geht um zwei Zentimeter: Weil das Model Ananda Marchildon eine Hüftweite von 96 Zentimetern hatte und sich weigerte auf 90 Zentimeter runterzuhungern, wurde der 25-Jährigen, die die niederländische Casting-Show "Holland's Next Top Model " gewonnen hatte, gekündigt. Doch Marchildon ließ dies nicht auf sich sitzen, zog vor Gericht und bekam Recht. Nach der Fernsehsendung habe sie einen Vertrag über 75.000 Euro erhalten, sagte das Model. Verdient habe sie mit ihrer Arbeit für die Modelagentur Elite aber nur 10.000 Euro.

Die Richter sahen Marchildon im Recht und sprachen der jungen frau 65.000 Euro zu. Die Richter verkündeten in ihrem Urteil, dass die 1,80 Meter große Frau zum Zeitpunkt ihres Sieges einen Hüftumfang von 92 Zentimetern aufgewiesen habe. Elite habe nicht von ihr verlangen können, einen Umfang von 90 Zentimetern zu erreichen.

Doch bei der Agentur herrscht kein Einsehen. "Natürlich sind wird enttäuscht", sagte Elite-Sprecherin Rita Camelli in Mailand, "wir fühlten uns im Recht.“ Auf nähere Einzelheiten wollte sie nicht eingehen.

Mit dem Urteil wurde ein E-Mail-Austausch zwischen Marchildon und einer nicht namentlich genannten Mitarbeiterin von Elite in den Niederlanden veröffentlicht. "Wir hatten uns darauf geeinigt, dass du alle zwei Wochen bei uns vorbeischaust, um zu beurteilen wie es mit deiner Diät, deinem Training und deinem Abnehmen vorangeht. Wir nehmen weiter Maß“, schrieb die Elite-Angestellte. "Heute, 23. März 2010, haben wir deine Hüfte mit 98 Zentimeter gemessen. Das ist eine Erinnerung. Das Ziel ist, dass du bis Ende Juni einen Hüftumfang von nicht mehr als 90 Zentimetern hast.“

Marchildon antwortete, sie werde ihre frühere Figur wiedererlangen. Nicht mehr. "Wenn es am Ende so aussieht, dass unglücklicherweise nicht genug Aufträge eingegangen sind, ändert das nichts an den Verpflichtungen aus dem Vertrag“, schrieb sie. Die Wege des Models und der Agentur trennten sich im September.

Die unrealistischen Anforderungen der Modebranche an die Models werden immer wieder kritisiert. Insbesondere, dass die gestellten Ansprüche ungesundes Essverhalten begünstigten. Die Agenturen berufen sich darauf, dass sie nur den Wünschen ihrer Kunden nachkämen. Ein Model, das nicht den Vorstellungen der Kunden entspreche, bekomme keine Aufträge, heißt es aus der Branche.

Der Unterwäschehersteller Sloggi heuerte Marchildon am Montag für ein Shooting an, um zu demonstrieren, dass sie immer noch als Model arbeiten kann. "Es ist zu verrückt, um es zu beschreiben, dass ein Model mit ihrer Figur als zu dick abgeschrieben wird“, sagte Sprecherin Monica van Alewijn. Marchildon sei heute noch immer dünner als die meisten anderen Models der Agentur. "Sie ist einfach eine wunderschöne Frau. Und um Gottes Willen, sie sollte nicht Hunger leiden“, sagte sie.

Von Toby Sterling