Nach dem tödlichen Zugunglück in Polen gehen die Ermittlungen weiter und alle Opfer sind identifiziert. Waren technische Probleme Grund für den Unfall?

Warschau. Minuten vor dem verheerenden Zugunglück in Polen sind auf der Bahnstrecke einem Medienbericht zufolge technische Probleme aufgetreten. Ein Vertreter der Bahngesellschaft PKP bestätigte dies am Mittwoch dem Fernsehsender TVN 24. „Ich weiß, dass diese Probleme registriert wurden, aber ich weiß nicht, ob sie Auswirkungen auf die Katastrophe hatten“, sagte Adam Mlodawski. Am Sonnabend starben 16 Menschen bei einem Frontalzusammenstoß zweier Züge auf der Strecke Warschau-Krakau.

Die Staatsanwälte sagten, die Untersuchungen gingen immer noch in mehrere Richtungen. „Beide Versionen sind immer noch möglich: menschliches Versagen oder ein technischer Defekt, wie auch beide Faktoren“, sagte Staatsanwalt Romuald Basinski. Eine offizielle Erklärung zu den technischen Problemen werde demnächst veröffentlicht, fügte er hinzu.

Die Probleme betrafen TVN 24 zufolge die Weichen. Der Sender berichtete, er habe Dokumente erhalten, die zeigten, dass es schon in den Wochen vor dem Unfall nach Modernisierungsmaßnahmen auf der Strecke Probleme gab. Die Bahngesellschaft wollte diese Angaben bis zum Abschluss der Untersuchungen nicht kommentieren.

Der für die Kontrolle des Interregio in Richtung Krakau verantwortliche Bahnmitarbeiter befand sich am Mittwoch weiterhin in einer psychiatrischen Klinik. Der Mann stehe unter Schock, hieß es. Die Ärzte rieten von einer Befragung zu diesem Zeitpunkt ab. Die Staatsanwälte planen eine Anklage. Der Mitarbeiter wird beschuldigt, unabsichtlich den Zusammenstoß herbeigeführt zu haben.

Der Bahnbetrieb auf der Unglücksstrecke wurde wieder aufgenommen. Die Passagiere des ersten Zugs auf der Strecke hielten eine Schweigeminute ab, als ihr Zug langsam an der Unfallstelle vorbeirollte.

Alle Opfer inzwischen identifiziert

Alle 16 Opfer des tödlichen Zugunglücks in Südpolen sind inzwischen identifiziert worden. Dies teilten die Ermittler mit. Bei dem Frontalzusammenstoß zweier Züge starben dem zufolge elf Männer und fünf Frauen. Als letztes Opfer wurde der Fahrer eines der Unfallzüge, des Interregio Richtung Krakau, identifiziert. Das älteste Opfer war 55 Jahre alt, das jüngste 25. Die sterblichen Überreste sollen nun den Familien übergeben werden. Vierzig Verletzte sind noch im Krankenhaus.