Polen trauert um die Opfer des Zugunglücks. Ermittler versuchen, die Ursache des Unfalls zu klären. Gegen einen Bahnmitarbeiter wird Anklage erhoben.

Warschau. Nach dem tödlichen Zugunglück in Polen haben Ermittler eine Bahnmitarbeiterin nach einer stundenlangen Befragung wieder freigelassen. Anklage wurde nicht erhoben, wie der Fernsehsender TVN 24 am Dienstag berichtete. Zunächst hatten Medien von zwei männlichen Fahrdienstleitern berichtet. Die Angaben waren später konkretisiert worden. Gegen den zweiten Bahnmitarbeiter will die Staatsanwaltschaft Anklage erheben. Er war am Montag festgenommen worden.

Die Mitarbeiterin wurde bis spät in die Nacht verhört und gelte künftig als Zeugin, sagte Staatsanwalt Romuald Basinski dem Sender. Sie war zur Unglückszeit dafür zuständig, den Intercity in Richtung Warschau zu koordinieren. Dieser war am Sonnabend frontal mit einem entgegenkommenden Zug zusammengeprallt. Mindestens 16 Menschen starben.

Der zweite Bahnmitarbeiter hatte einen Schock erlitten und wird weiter in einer psychiatrischen Klinik behandelt. Ärzte raten derzeit von einer Befragung ab. Dem Mann wird vorgeworfen, den Interregio in Richtung Krakau irrtümlich auf das falsche Gleis gelassen zu haben. Sollte er für schuldig befunden werden, drohen ihm bis zu acht Jahre Haft.

TVN 24 hatte berichtet, der Mann habe versucht, Aufzeichnungenüber den Unfallhergang zu fälschen, um Fehler zu vertuschen. Eine offizielle Bestätigung gab es nicht. Der Zugverkehr nahe der Stadt Zawiercie im Süden des Landes soll bis Donnerstag wieder in beiden Richtungen normal laufen.

Trauergottesdienst für die Opfer des Unfalls

Unterdessen ist mit einem Trauergottesdienst nach dem schweren Zugunglück in Polen in Czestochowa (Tschenstochau) der Opfer gedacht worden. Der Erzbischof der südpolnischen Wallfahrtsstadt, Waclaw Depo, zelebrierte am Montagabend eine Messe in der Kapelle des Bahnhofs. Dabei erbat er die Barmherzigkeit Gottes für die 16 Todesopfer.

An dem Gottesdienst nahmen unter anderem führende Vertreter der staatlichen Bahngesellschaft PKP teil. Das Präsidium der Polnischen Bischofskonferenz hatte bereits am Sonntag zum Gebet für die Opfer aufgerufen.