Reederei Costa Crociere sagt nach Verhandlungen mit Verbraucherschützern Entschädigung zu - allerdings nicht für jeden Kreuzfahrt-Gast.

Rom. Zwei Wochen nach der Havarie der "Costa Concordia“ können Passagiere des verunglückten Kreuzfahrtschiffesmit einer Entschädigung rechnen. Die italienische Reederei kündigte Zahlungen von je 11.000 Euro an. Auf eine entsprechende Summe einigten sich mehrere italienische Verbraucherschutzorganisationen und die Firma Costa Crociere. Das teilte der italienische Reiseindustrieverband Astoi Confindustria, der die Verhandlungen koordiniert hatte, am Freitag in Rom mit.

Das Geld soll demnach an unverletzte Passagiere gezahlt werden, etwa für den Verlust ihres Gepäcks und psychische Folgen. Außerdem würden der Preis für die Kreuzfahrt und alle weiteren Reisekosten erstattet, hieß es in der Mitteilung vom Freitag. Passagiere, die auf das Angebot eingehen, müssen sich aber verpflichten, nicht gegen Costa zu klagen.

Die Summe für verlorene Wertgegenstände, Gepäck, seelische Beeinträchtigung durch die Havarie und den für die Kreuzfahrt bezahlten Preis "liegt über den Entschädigungsgrenzen internationaler Vereinbarungen und der gültigen Gesetze“, erläuterte Astoi Confindustria in der Mitteilung. Ob eine solche Entschädigungsvereinbarung auch für deutsche Passagiere des Kreuzfahrtschiffes Gültigkeit haben könnte, war zunächst unklar. An Bord der gekenterten "Costa Concordia“ waren rund 560 Deutsche.

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Die Verbraucherschutzorganisation Codacons, die an der Einigung nicht beteiligt war, empfahl Passagieren, das Angebot zunächst nicht anzunehmen und sich erst auf psychische Schäden untersuchen zu lassen. Codacons bereitet eine Sammelklage gegen den Costa-Mutterkonzern Carnival in den USA vor und fordert 125.000 Euro für jeden Passagier.

Die "Costa Concordia“ hatte mehr als 3000 Touristen an Bord, als sie vor zwei Wochen vor der italienischen Insel Giglio auf einen Felsen fuhr. Das Schiff kippte zur Seite und ging teilweise unter. Bei dem Unglück starben mindestens 16 Menschen, darunter mehrere Deutsche. Weitere werden vermisst. Der Kapitän wird verdächtigt, das Schiff zu nahe an die Küste gesteuert zu haben.

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Unterdessen wurde die Herkunft eines identifizierten deutschen Opfers bekannt. Das Bundeskriminalamt habe offiziell bestätigt, dass ein ums Leben gekommener 72-jähriger Mann aus Ibbenbüren in Nordrhein-Westfalen stamme, sagte ein Sprecher der Kreispolizei Steinfurt am Freitag. Der Mann war mit seiner 68 Jahre alten Ehefrau auf der verunglückten "Costa Concordia“ gewesen. Zum Schicksal der vermissten Frau gebe es jedoch noch keine neuen Erkenntnisse, sagte der Polizeisprecher.

Mit Material von dpa und rtr