Kurz nach der “Costa Concordia“ hat ein weiteres Kreuzfahrtschiff der Reederei Probleme: Ein Brand im Maschinenraum der “Costa Allegra“.

Rom. Diesmal sind keine Unterwasserfelsen im Weg, das Kreuzfahrtschiff kommt auch nicht gefährlich nahe an eine Insel heran. Doch der Alptraum der mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor Giglio gekenterten „Costa Concordia“ drängt sich sofort wieder auf: Weitab im Indischen Ozean bleibt ein anderes Kreuzfahrtschiff der Genueser Reederei Costa Crociere nach einem Feuer im Maschinenraum liegen. Abrupt endet so die Kreuzfahrt von Madagaskar zu den Seychellen.

Der Strom fällt aus - Passagiere und Crew erleben eine heiße tropische Nacht im Dunkeln und ohne Klimaanlage. Der entscheidende Unterschied zu dem spektakulären Schiffbruch der „Costa Concordia“ vom 13. Januar: Alle scheinen wohlauf, niemand ist verletzt. Die „Costa Allegra“ fordert rasch Hilfe an. Küstenwache und Reederei informieren permanent über das, was nun getan werden muss, wer dem Schiff zur Seite stehen soll.

Klar, dass nach den Schreckensbildern der nächtlichen Havarie vor Giglio dieser neue Zwischenfall auf einem „Costa“-Kreuzfahrtschiff in Windeseile um die Welt geht. Das so bizarr anmutende Verhalten des Kapitäns Francesco Schettino, der sein Schiff während der Evakuierung verlassen haben soll, und Berichte über eine blonde Moldawierin auf der Kommandobrücke der „Costa Concordia“ machten damals die Runde. Jetzt heißt es dagegen nüchtern, nach dem Brand sei sofort gehandelt worden.

Lob für die rasche Reaktion des Kapitäns der „Costa Allegra“, für den Hilferuf und die intensive Kommunikation mit den Schifffahrtbehörden kommt vom Chef des Hafenamtes in Genua: „Das war ein Beispiel dafür, wie wirksam das Sicherheitssystem ist. Das Feuer wurde rasch gelöscht, das Schiff gesichert“, sagte Admiral Felicio Angrisano. Den Namen Schettino erwähnte er nicht. Dieser soll zu lange gewartet haben und von dem Hafenamt in Livorno gedrängt worden sein, als Kapitän auf sein Schiff zurückzukehren.

„Nachts wird es für die Passagiere am besten sein, draußen auf dem Deck zu bleiben“, riet Giorgio Moretti von der Reederei den Passagieren der „Costa Allegra“. Denn vor den Seychellen herrschen andere Temperaturen als in der recht kalten Januar-Nacht, als die „Costa Concordia“ vor Giglio kenterte.

Als am Dienstag der französische Hochseetrawler „Trevignon“ begann, das 188 Meter lange Schiff abzuschleppen, bekamen die Passagiere ein kaltes Frühstück, teilte die Reederei mit. Ein Helikopter brachte bei gutem Wetter vor allem Satelliten-Telefone. Immerhin mussten sich die Kreuzfahrtgäste aus insgesamt 25 Ländern, darunter 38 Deutsche, auf Tage einer erzwungenermaßen gemächlichen Fahrt und weitere Nächte ohne Strom und Airconditioning vorbereiten.

Denn während Helikopter Essen, Taschenlampen und andere im Notfall nützliche Dinge zu dem Schiff ohne Strom flogen, änderte dieses das Ziel - zwei Schlepper sollen helfen, die „Costa Allegra“ nun rascher voranzubringen und direkt Kurs auf die Seychellen-Hauptinsel Mahé mit ihrem Hafen Victoria nehmen zu lassen. Dort sollte es am Donnerstag anlegen. Und dort gibt es zwischen Kokospalmen und Teeplantagen auch einen Flughafen für jene, die ihre Reise nun nicht fortsetzen wollen.

Die zum zweiten Mal in kurzer Zeit von einem Unfall samt Imageschaden heimgesuchte Reederei kommuniziert derweil offen mit den Medien. Nach der Havarie vor Giglio herrschte eher Durcheinander.

Eineinhalb Monate nach dem Schiffbruch vor Giglio wird immer noch nach sieben Leichen gesucht . Das gefährliche Öl des weitaus größeren Kreuzfahrtschiffes ist weitgehend abgepumpt. Das Wrack der „Costa Concordia“ wird noch viele Monate an den Alptraum erinnern - lange nachdem die Passagiere der „Costa Allegra“ in ihre Heimatländer zurückgekehrt sein dürften.