Französischer Trawler nahm Kreuzfahrer auf den Haken - Passagiere sind ohne warme Mahlzeiten - Auch 38 Deutsche an Bord

Rom. Die vor den Seychellen treibende „Costa Allegra“ ist am Dienstag von drei zu Hilfe geeilten Schiffen ins Schlepptau genommen worden. Das Kreuzfahrtschiff soll bis Donnerstag zur Hauptinsel Mahé gebracht werden. Ein zunächst geplanter Halt an der Insel Desroches am Mittwoch, wo die Passagiere von Bord gehen sollten, wurde aus logistischen und Sicherheitsgründen gestrichen, wie die Reederei mitteilte.

Nur sechs Wochen nach der Havarie ihres Schwesternschiffs „Costa Concordia“ war auf der „Costa Allegra“ am Montag ein Feuer ausgebrochen. Den Behörden zufolge wurde niemand verletzt, doch seither trieb das 187 Meter lange Kreuzfahrtschiff in den Piratengewässern vor den Seychellen. In der Region bestehe jedoch kein großes Risiko für einen Piratenangriff, erklärte ein Sprecher der Reederei Costa Crociere.

Die Schiffe – ein französisches Fischerboot und zwei Schlepper - sollen die „Costa Allegra“ begleitet von Küstenwache und Militär zum Hafen der Hauptstadt Victoria bringen. Das Schiff hatte am Samstag von Madagaskar abgelegt. Am Dienstag veröffentlichte Fotos zeigten Hunderte Menschen auf den Schiffsdecks. Wie es hieß, würden die Passagiere dort auch die Nacht verbringen anstatt in ihren Kabinen.

Wie die Reederei Costa Crociere am Dienstag mitteilte, sollte ein Hubschrauber zur „Costa Allegra“ fliegen, um die 636 Passagiere und mehr als 400 Besatzungsmitglieder mit Lebensmitteln, Satellitentelefonen und Kurzwellenradios zu versorgen. Darüber hinaus befanden sich Costa-Techniker und -Ingenieure auf dem Weg nach Mahé, um die „Allegra“ von dort aus der Luft zu erreichen.

Die „Costa Allegra“ trieb etwa 250 Seemeilen südlich der Seychellen. Das Feuer war am Montagvormittag in einem Maschinenraum im Heck ausgebrochen. Wodurch der Brand ausgelöst wurde, war zunächst unklar. Das Feuer verursachte jedoch einen Stromausfall, Licht und Klimaanlage fielen aus, die Schiffsmotoren wurden lahmgelegt. Generatoren hielten eine Notstromversorgung der Brücke und der Kommunikationsgeräte aufrecht.

Am 13. Januar war das ebenfalls zu der in Genua ansässigen Reederei Costa Crociere gehörende Schiff „Costa Concordia“ mit etwa 4.200 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord vor der italienischen Insel Giglio havariert. Mindestens 25 Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben, sieben weitere gelten noch als vermisst.

Brände auf Passagierschiffen in Europa

Feuer an Bord gehört zu den größten Gefahren für Passagierschiffe. Wie im Fall der „Costa Allegra“ gingen viele Unfälle jedoch relativ glimpflich aus.

September 2011: Zwei Besatzungsmitglieder kommen bei einem Brand auf der norwegischen Hurtigruten-Fähre „Nordlys“ ums Leben. Die 207 Passagiere an Bord hatten Glück, weil das Feuer kurz vor dem Anlegen im Hafen von Ålesund ausbrach und das Schiff daher schnell zum Kai bugsiert werden konnte. Es gibt 16 Verletzte.

November 2010: Auf der Ostseefähre „Mecklenburg-Vorpommern“ zwischen Rostock und Trelleborg in Schweden löst ein technischer Defekt an einem Kleinbus auf dem Autodeck ein Feuer aus. Die 136 Passagiere kommen mit dem Schrecken davon. Wenige Tage zuvor brannte es auf der Fähre „Pearl of Scandinavia“ auf dem Weg von Oslo nach Kopenhagen vor der südschwedischen Küste – auch dort auf dem Autodeck. Keine Verletzten.

Oktober 2010: Die Ostsee-Fähre „Lisco Gloria“ mit 236 Menschen an Bord gerät vor der Insel Fehmarn in Brand. Alle Passagiere und die Crew werden gerettet.

Mai 2010: Bei einem Hafenaufenthalt in der westnorwegischen Stadt Eidfjord am Hardangerfjord bricht auf dem Kreuzfahrtschiff „Deutschland“ ein Brand aus. Alle 364 Reisenden, darunter 334 Deutsche, sowie der größte Teil der Besatzung werden an Land gebracht. Es gibt keine Verletzten. Der Luxusliner ist durch die ZDF-Serie „Das Traumschiff“ berühmt geworden.

Mai 2009: Die 526 Passagiere der italienischen Fähre „Vincenzo Florio“ werden wegen eines Feuers an Bord bei Palermo in Sicherheit gebracht. Der Brand war auf dem Parkdeck ausgebrochen.