Dem zuletzt als Tourismusseelsorger eingesetzten Priester war jede Kinder- und Jugendarbeit untersagt - er hielt sich nicht daran.

München. Das Erzbistum München hat einen wegen sexuellen Missbrauchs vorbelasteten Priester suspendiert, der mit Einverständnis des damaligen Erzbischofs und heutigen Papstes Joseph Ratzinger nach München geholt worden war. Dem zuletzt als Tourismusseelsorger eingesetzten Priester war jede Kinder- und Jugendarbeit untersagt, aber er habe sich „nachweislich nicht an die Auflagen gehalten“, teilte das Ordinariat am Montag in München mit. Er sei daher mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert worden.

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Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI., war von 1977 bis 1982 Erzbischof in München. 1980 kam der wegen Missbrauchs vorbelastete Priester von Essen nach München. Er wurde im Münchner Erzbistum wieder in einer Gemeinde in Oberbayern eingesetzt. Dort verging er sich erneut an Jugendlichen und wurde gerichtlich verurteilt. Der Priester war seit 2008 als Kur- und Tourismusseelsorger eingesetzt. Seit der Verurteilung im Jahr 1986 lägen keine Hinweise auf neuerlichen sexuellen Missbrauch vor, betonte das Ordinariat.

In Zusammenhang mit den missachteten Auflagen trat auch der Dienst- und Fachvorgesetzte dieses Priesters, Prälat Josef Obermaier, zurück. Als Leiter des Seelsorgereferates der Erzdiözese übernehme er „damit die Verantwortung für gravierende Fehler in der Wahrnehmung seiner Dienstaufsicht“. Obermaier bot den Angaben zufolge Erzbischof Reinhard Marx am Montagmittag seinen Rücktritt an, den dieser annahm.