Auf Haiti sind zahlreiche Rettungskräfte eingetroffen, die beschädigten Flughäfen werden zum Flaschenhals. „Suchen und Retten“ hat nach wie vor Priorität. Zu möglichen deutschen Todesopfern ist noch nichts bekannt.

Port-au-Prince/Washington /New York. Bei der Hilfe für die Erdbebenopfer in Haiti sind derzeit die Flugplätze des Landes das entscheidende Problem: „Dank der sofortigen Hilfe so vieler Staaten haben wir sehr viel Personal und Hilfsgüter. Aber wir müssen sie ja auch ins Land bringen“, sagte UN-Nothilfekoordinator John Holmes.

Der Flughafen von Port au Prince sei durch das Erdbeben beschädigt und derzeit völlig überlastet. „Zudem ist die Infrastruktur nicht so, dass wir nachts fliegen können“, sagte Holmes

Priorität habe für die Helfer nach wie vor „Suchen und Retten“. Konkrete Opferzahlen gebe es noch immer nicht. Zwei Tage nach dem Beben würden nun vor allem sauberes Wasser, Nahrungsmittel und Medizin gebraucht.

Unterdessen haben die ersten Deutschen Haiti verlassen. Es handele sich laut dem Auswärtigen Amt um eine Gruppe von sechs Personen, die mit dem Flugzeug nach Deutschland zurückgeflogen sei. Allerdings gehe man auch davon aus, dass einige Deutsche auf dem Landweg in die benachbarte Dominikanische Republik gereist seien. Auch zu möglichen deutschen Todesopfern sei bislang noch nichts bekannt.

In der verwüsteten Hauptstadt Haitis beginnt mit zahlreichen Rettungsversuchen der Wettlauf gegen die Zeit. Menschen versuchen in Port-au-Prince verzweifelt Verschüttete frei zu bekommen, die unter tonnenschweren Betonblöcken begraben liegen. Viele Menschen scheinen weiter wie betäubt. Zahlreiche Hauptstadtbewohner machten sich zu Fuß auf den Weg in ländliche Regionen, wo Hütten aus Holz und Stein weitgehend intakt geblieben sind.

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Bereits angekommen sind Helfer und Güter aus den USA, China, Großbritannien, Frankreich, Kuba und Island. Auch in Deutschland kam die Haiti-Hilfe ins Rollen. Dutzende Ärzte, Sanitäter, Techniker und Logistiker trafen im Katastrophengebiet ein.

Auf Bitten des Weißen Hauses wird außerdem der frühere US-Präsident George W. Bush gemeinsam mit seinem Vorgänger Bill Clinton die Hilfsbemühungen der USA koordinieren. Damit greift das Weiße Haus das Modell des US-Kriseneinsatzes nach der Tsunami-Katastrophe 2004 auf: Damals hatte Präsident Bush seinen Vorgänger Clinton sowie den früheren Präsidenten Bush senior eingesetzt.

Weltweit haben Regierungen bereits mehrere hundert Millionen Dollar Hilfe für die Überlebenden zugesagt. Auch wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) haben „sofortige wirtschaftliche und materielle Hilfe“ für die Erdbebenopfer in Haiti angekündigt. In einer Erklärung drückte die Gruppe dem Volk und der Regierung Haitis „ihre Solidarität und ihr aufrichtiges Beileid“ aus.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte am Donnerstag in New York, dass bei dem verheerenden Erdbeben mindestens 22 UN-Mitarbeiter gestorben seien. Insgesamt 150 weitere werden noch vermisst. Auch viele Europäer werden noch vermisst.

Das Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht zu fassen. Wahrscheinlich sind tausende von Menschen ums Leben gekommen. Haitianische Regierungskreise rechneten sogar mit bis zu 100.000 Toten. Ein Senator, Youri Latortue, ging sogar von bis zu einer halben Million Toten aus, räumte aber ein, dass noch niemand die genaue Zahl wissen könne.