Schrecksekunden vor der Christmette im Petersdom: Eine Frau stürmte auf den Papst zu. Benedikt XVI. stürzte, überstand den Angriff aber unverletzt.

Rom. Papst Benedikt XVI. ist vor der traditionellen Christmette am Heiligen Abend im Petersdom von einer offenbar geistig verwirrten Frau angegriffen worden. Das Oberhaupt der katholischen Kirche stürzte zu Boden, blieb aber unverletzt, wie Vatikansprecher Ciro Benedettini am Donnerstagabend mitteilte. Leibwächter konnten die Frau überwältigen. Mit der Messe wurde kurz nach dem Zwischenfall wie geplant begonnen. In seiner Predigt rief Benedikt die Gläubigen auf, aus dem Zustand des Egoismus' aufzuwachen.

Der Angriff ereignete sich, als sich die Prozession mit dem 82-jährigen Papst auf den Hauptaltar zubewegte. Die Frau überwand eine Absperrung im Petersdom und schlug Benedikt sowie Kardinal Roger Etchegaray nieder. Nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi brach sich der 87-Jährige Etchegary ein Bein und musste ins Krankenhaus. Polizeikräfte des Vatikans nahmen die Angreiferin fest. Sie sei offenbar psychisch labil, sagte Sprecher Benedettini.

Der Papst verlor bei dem Angriff seine Mitra und seinen Bischofsstab. Kurz darauf begleiteten ihn Personenschützer zum Altar. Der 82-Jährige wirkte erschüttert und musste sich bei Gehilfen abstützen. Benedikt erwähnte den Zwischenfall zu Beginn seiner Messe aber nicht. Er eröffnete sie mit den traditionellen Worten „Pax vobis“ (“Friede sei mit Euch“). In seiner Predigt erklärte Benedikt, Streit und Unversöhnlichkeit in der Welt rührten daher, „dass wir eingeschlossen sind in die eigenen Interessen und Meinungen, in unsere eigene winzige Sonderwelt“. Egoismus halte die Menschen in ihren Interessen und Wünschen gefangen, „die gegen die Wahrheit stehen und uns voneinander trennen“. Auf der Liste der Prioritäten stehe Gott häufig „so ziemlich an letzter Stelle“, dabei habe aber jeder die Fähigkeit, ihm zu begegnen, sagte Benedikt.

Zwischenfall im vergangenen Jahr


Es ist bereits das zweite Jahr in Folge, dass es bei der Christmette einen Zwischenfall gab. Im vergangenen Jahr übersprang eine Frau die Absperrung und wurde von Sicherheitsleuten gestoppt, bevor sie in die Nähe des Papstes gelangen konnte. Zunächst war unklar, ob es sich um dieselbe Frau handelte. Beide Angreiferinnen trugen einen roten Kapuzenpullover.

Mit Rücksicht auf das Alter des 82-Jährigen fand die Mitternachtsmesse bereits um 22.00 Uhr statt. Höhepunkt der Weihnachtsfeierlichkeiten in Rom ist am heutigen 1. Weihnachtstag der Weihnachtsgottesdienst des Papstes mit dem anschließenden Segen „Urbi et Orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis).