Papst Benedikt XVI. hat in seiner Weihnachtsbotschaft zu Gemeinschaft und friedlichem Zusammenleben aufgerufen.

Rom. Papst Benedikt XVI. hat in seiner Weihnachtsbotschaft zu Gemeinschaft und friedlichem Zusammenleben aufgerufen. Vor Tausende Gläubigen auf dem Petersplatz forderte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Freitag, „jegliche Logik der Gewalt und der Rache aufzugeben“ und die unveräußerlichen Rechte der Menschen zu achten. Anschließend spendete er den Segen „Urbi et Orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis). Vor der Christmette am Donnerstagabend war Benedikt von einer offenbar geistig verwirrten Frau angegriffen und zu Boden gerissen worden. Der 82-Jährige blieb unverletzt.

Wo immer es ein solidarisches „Wir“ gebe, erstrahle das Licht Christi auch in noch so schwierigen Situationen, erklärte Benedikt in seiner Weihnachtsbotschaft. Die Menschen sollten sich mit Kraft und Großmut für den Weg zu einem friedlichen Zusammenleben einsetzen. Die Kirche stehe der „Menschheitsfamilie, die tief von einer schweren wirtschaftlichen, aber noch mehr von einer moralischen Krise und den schmerzlichen Wunden von Kriegen und Konflikten gezeichnet ist“, bei, betonte der Papst.

„In Europa und in Nordamerika spornt das 'Wir' der Kirche dazu an, eine egoistische und technokratische Mentalität zu überwinden, das Gemeinwohl zu fördern und die schwächsten Personen, beginnend mit den noch nicht Geborenen, zu achten“, sagte Benedikt weiter. Er sprach unter anderem die Lage im Nahen Osten, im Kongo und in Sri Lanka an. Viele Menschen würden „durch Hunger, Intoleranz und Umweltschäden“ in die Flucht getrieben. Die Kirche rufe dazu auf, sich dieser Menschen anzunehmen.

Der Angriff am Donnerstag ereignete sich, als sich die Prozession mit dem Papst auf den Hauptaltar im Petersdom zubewegte. Die Angreiferin überwand eine Absperrung und schlug Benedikt sowie Kardinal Roger Etchegaray nieder. Der 87 Jahre alte Etchegaray brach sich die Hüfte und muss operiert werden, wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitag mitteilte.

Offenbar gleiche Angreiferin wie vor einem Jahr

Die 25-jährige Frau hat dem Vatikan zufolge die italienische und die Schweizer Staatsbürgerschaft. Es handele sich um die gleiche Angreiferin, die bei der Christmette vor einem Jahr die Absperrung übersprungen hatte. Sie wurde damals von Sicherheitsleuten gestoppt, bevor sie in die Nähe des Papstes gelangen konnte. Benedikt verlor bei dem Angriff seine Mitra und seinen Bischofsstab. Kurz darauf begleiteten ihn Personenschützer zum Altar. Der 82-Jährige wirkte erschüttert und musste sich bei Gehilfen abstützen.

In seiner Predigt am Heiligen Abend rief er die Gläubigen auf, aus dem Zustand des Egoismus' aufzuwachen. Streit und Unversöhnlichkeit in der Welt rührten daher, „dass wir eingeschlossen sind in die eigenen Interessen und Meinungen, in unsere eigene winzige Sonderwelt“. Selbstsucht halte die Menschen in ihren Interessen und Wünschen gefangen, „die gegen die Wahrheit stehen und uns voneinander trennen“. Auf der Liste der Prioritäten stehe Gott häufig „so ziemlich an letzter Stelle“, dabei habe aber jeder die Fähigkeit, ihm zu begegnen, sagte Benedikt. Mit Rücksicht auf das Alter des 82-Jährigen fand die Mitternachtsmesse bereits um 22.00 Uhr statt.