Papst Benedikt XVI. wurde an Heiligabend von einer Frau angegriffen. Jetzt soll eine Überprüfung seiner Sicherheitsvorkehrungen erfolgen.

Rom. Nach dem Angriff auf Papst Benedikt XVI. an Heiligabend hat der Vatikan eine Überprüfung seiner Sicherheitsvorkehrungen angekündigt. Sprecher Federico Lombardi nannte es allerdings unrealistisch, das 82-jährige Kirchenoberhaupt völlig von der Öffentlichkeit abzuschirmen. Benedikt wurde am Donnerstagabend im Petersdom von einer offenbar geistig verwirrten Frau angegriffen und zu Boden gerissen. Dieselbe Person hatte schon bei der Christmette 2008 die Absperrung übersprungen, wurde damals aber rechtzeitig gestoppt.

Eine hundertprozentige Sicherheit für den Papst könne es nicht geben, erklärte Lombardi. Bei seinen Messen und Audienzen sei Benedikt stets von zehntausenden Gläubigen umgeben. „Die Menschen wollen ihn aus nächster Nähe sehen, und er will ihnen ebenfalls ganz nah sein“, betonte der Vatikansprecher. Man wolle aber aus den bisherigen Erfahrungen lernen, und es stünden verschiedene Überlegungen an, wie die Sicherheitslage verbessert werden könnte.

In den italienischen Medien wurde dies als dringend notwendig hervorgehoben - auch mit Blick auf den kürzlichen Angriff auf Ministerpräsident Silvio Berlusconi in Mailand. Der Bürgermeister von Rom, Gianni Alemanno, erklärte, es habe in jüngster Zeit eine ganze Reihe unerwarteter Übergriffe gegeben, bei denen die Sicherheitsvorkehrungen versagt hätten. Dem müsse entgegengewirkt werden, denn leider gebe es viele instabile Personen, deren Aggressivität zunehmen könnte.

Bei der Angreiferin handelt es sich Angaben des Vatikans um eine 25-Jährige mit italienischer und Schweizer Staatsbürgerschaft. Sie trug sogar denselben roten Kapuzenpullover wie vor einem Jahr. Damals wurde sie überwältigt, bevor sie sich Benedikt nähern konnte. Diesmal war sie jedoch so nah dran, dass sie beim Handgemenge mit den Sicherheitskräften das Gewand des Papstes ergriff und ihn mit sich zu Boden zerrte. Benedikt blieb unverletzt, doch Kardinal Roger Etchegaray, der ebenfalls zu Boden stürzte, brach sich die Hüfte.

Benedikt verlor bei dem Angriff seine Mitra und seinen Bischofsstab. Kurz darauf begleiteten ihn Personenschützer zum Altar. Der 82-Jährige wirkte sichtlich erschüttert und musste sich bei Helfern abstützen. Dann aber eröffnete er die Christmette mit den traditionellen Worten „Pax vobis“ (Friede sei mit Euch) und rief die Gläubigen dazu auf, aus dem Zustand der Selbstsucht aufzuwachen. Auf den Zwischenfall ging er in seiner Predigt nicht ein.

Am ersten Feiertag verkündete der Papst wieder seine traditionelle Weihnachtsbotschaft und spendete vom Balkon des Petersdoms den Segen „Urbi et Orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis). Vor tausenden Gläubigen forderte das Oberhaupt der katholischen Kirche, „jegliche Logik der Gewalt und der Rache aufzugeben“ und die unveräußerlichen Rechte der Menschen zu achten. Wo immer es ein solidarisches „Wir“ gebe, erstrahle das Licht Christi auch in noch so schwierigen Situationen, erklärte Benedikt. „In Europa und in Nordamerika spornt das 'Wir' der Kirche dazu an, eine egoistische und technokratische Mentalität zu überwinden, das Gemeinwohl zu fördern und die schwächsten Personen, beginnend mit den noch nicht Geborenen, zu achten.“ Der Papst sprach unter anderem die Lage im Nahen Osten, im Kongo und in Sri Lanka an und ebenso die Situation der bedrängten Christen im Irak.

Nach dem Segen „Urbi et Orbi“ wünschte der Papst den Gläubigen ein frohes Weihnachtsfest. Zum Jubel der jeweils Angesprochenen übermittelte er diese Wünsche in 65 verschiedenen Sprachen, darunter auch auf Deutsch.