Tiger Woods nimmt eine Auszeit. Er müsse seine volle Aufmerksamkeit nun darauf richten, ein besserer Ehemann, Vater und Mensch zu sein. Sagt er.

Miami. Der Tiger zieht sich zurück: Nach Sex-Enthüllungen, unzähligen Gerüchten und schwerer Ehekrise will Superstar Tiger Woods sein Privatleben ordnen und nimmt deshalb eine Auszeit vom Golf. Das kündigte der Superstar auf seiner Internetseite an und gestand zudem erstmals, ein Ehebrecher zu sein.

"Ich bin mir zutiefst bewusst über die Enttäuschung und den Schmerz, die meine Untreue bei so vielen Menschen verursacht hat, vor allem bei meiner Frau und meinen Kindern. Ich möchte noch einmal allen sagen, dass es mir sehr leid tut und dass ich um Vergebung bitte", schrieb der erste Milliardär der Sportgeschichte: "Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, eine unbefristete Auszeit vom Golfsport zu nehmen." Er müsse seine volle Aufmerksamkeit nun darauf richten, ein besserer Ehemann, Vater und Mensch zu sein.

Für Tiger Woods könnte dieser Schritt der erste zur Rettung seiner vor dem Aus stehenden Ehe mit dem ehemaligen schwedischen Model Elin Nordegren sein. Das Paar ist seit fünf Jahren verheirat und hat zwei Kinder. Laut dem britischen Massenblatt Sun soll Elin Nordegren dem Tiger das Ultimatum gestellt haben: "Golf oder ich."

Die US-Sportpsychologin Casey Cooper wertet den Rückzug so auch als eine Absichtserklärung von Woods, eine Wende in seinem Leben herbeizuführen: "Das ist ein weiser Entschluss. Ich denke, das ist als ein sehr starkes Signal an die Familie zu werten, dass er sich den Problemen ernsthaft stellen will."

Die Zeit drängt. Wie am Sonnabend bekannt wurde, hat Elin Nordegren bereits am 1. Dezember ein Haus auf einer der schwedischen Hauptstadt Stockholm vorgelagerten Insel gekauft. Das bestätigte der Chef der für den Verkauf zuständigen Immobilienfirma. Sie habe das Haus aber noch nicht bezogen.

Der Hauskauf erfolgte demnach vier Tage nach dem mysteriösen Autounfall von Tiger Woods unweit der gemeinsamen Villa in Orlandos Nobelviertel Windermere. Danach entwickelte sich eine täglich gewaltiger werdende Lawine an Gerüchten und Enthüllungen über vermeintliche Sexaffären. Das Saubermann-Image von Tiger Woods geriet zunehmend ins Wanken. Zehn Frauen, darunter zwei Pornodarstellerinnen, behaupten inzwischen, mit Woods ein Verhältnis gehabt zu haben. Der wohl beste Golfer der Welt stand plötzlich vor einem Scherbenhaufen. Nun will er retten, was noch zu retten ist.

Die Unterstützung in der großen Golfgemeinde jedenfalls ist groß. Ausgerechnet John Daly, selbst viermal verheiratet, erteilte Woods den Ratschlag, um seine Ehe zu kämpfen, sollte er seine Frau Elin Nordegren immer noch lieben. Er, Daly, sei zwar zutiefst geschockt von den Enthüllungen, doch habe er bereits versucht, Woods zu erreichen für den Fall, dass dieser mit jemandem sprechen wolle. "Jeder muss verstehen, dass Tiger Woods auch nur ein Mensch ist", fügte Daly hinzu.

Auch Woods' langjähriger Caddie hält seinem Chef die Treue. "Ich stehe zu ihm. Ich verstehe, dass er jetzt eine Pause benötigt, um seine privaten Dinge zu regeln. Ich werde dem Jungen jetzt keinen Druck machen. Und ich werde da sein, wenn er zurückkehren will", sagte Steve Williams der neuseeländischen Zeitung Sunday News.

Zumindest im geschäftlichen Bereich könnte die Reue zu spät kommen. Nur wenige Stunden nach Woods' vorläufigem Rückzug kündigte der erste Sponsor an, seine Zusammenarbeit mit dem Weltranglistenersten einzuschränken. Wie der Konzern mitteilte, werde die Rolle Woods im Marketing-Programm für die Marke Gilette "limitiert". "Tiger hat entschieden, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Diesen Wunsch nach Privatsphäre wollen wir unterstützen", hieß es in einem Statement des Konzerns. Inwieweit sich dieser Schritt finanziell auswirken wird, ließ das Unternehmen offen.

Auch das Telekommunikationsunternehmen AT&T hatte zuvor angekündigt, die Zusammenarbeit mit Woods zu überdenken. "Wir sind dabei, unser Verhältnis zu Woods neu zu bewerten", teilte das Unternehmen mit, bekräftigte aber zugleich: "Wir stehen hinter seiner Entscheidung. Unsere Gedanken sind bei ihm und seiner Familie." Ausrüster Nike dagegen kündigte an, Tiger Woods treu zu bleiben. "Er und seine Familie haben unsere volle Unterstützung", sagte ein Sprecher des Unternehmens. Der Videospiel-Hersteller Electronic Arts ließ verlauten, seine Werbe-Strategie "bleibe unverändert".

Auch die US-Tour stärkte ihrem wichtigsten Zugpferd den Rücken. "Wir unterstützen seine Entscheidung, sich vorerst zurückzuziehen und auf seine Familie zu konzentrieren. Er setzt die Prioritäten dort, wo es wichtig und richtig ist. Wir freuen uns auf seine Rückkehr, wenn er die Zeit für gekommen hält", sagte Tour-Chef Tim Finchem. Woods, 14-maliger Sieger bei Major-Turnieren, ist einer der begehrtesten Werbeträger des Weltsports. 2009 war er mit 67 Millionen Euro Einnahmen der bestverdienende Sportler weltweit. Beinahe unverzichtbar ist auch seine Rolle für die US-Tour. Während seiner mehrmonatigen Turnierpause infolge seiner Knieoperation sanken die TV-Quoten im US-Fernsehen drastisch.