US-Präsident Obama wird seine Asien-Reise um einen Tag verschieben. Unterdessen wird die junge Polizistin Kimberly Munley als Heldin gefeiert.

Washington. Die USA stehen nach dem Blutbad in Fort Hood weiter unter Schock. Amerika habe „das Schlimmste“ gesehen, was Menschen anrichten könnten, sagte US-Präsident Barack Obama in seiner Videoansprache. Er ordnete an, die Flaggen am Weißen Haus und allen Bundesgebäuden im Land bis zum kommenden Mittwoch, den Tag der Kriegsveteranen, auf Halbmast zu setzen. Bei dem Amoklauf des muslimischen Militär-Psychiaters Nidal Malik Hasan auf dem Stützpunkt Fort Hood in Texas waren am Donnerstag 13 Menschen getötet worden. Der Täter soll über 100 Kugel abgefeuert und dabei „Allahu Akhbar“ (Gott ist groß) gerufen haben.

Das Blutbad hat bei palästinensischen Verwandten des Amokläufers für Fassungslosigkeit gesorgt. „Wir sind eine normale Familie, die keine Gewalt und keine religiöse Intoleranz kennt“, sagte Mohammed Hasan, ein Cousin von Nidal Malik Hasan, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Der 23-jährige Student lebt in der Stadt El Bireh im Westjordanland und hatte nach eigenen Angaben keinen Kontakt zu den Verwandten in den USA: „Wir kennen ihn nicht und wir haben ihn nicht getroffen. Er ist den USA geboren und hat dort gelebt. Wir haben gehört, er sei ein guter Mann.“

Nach Medienberichten aus Tokio will Obama zudem seine für kommende Woche geplante Asienreise um einen Tag verschieben, um an den Gedenkfeiern nach dem Blutbad am Mittwoch teilzunehmen.

Obama lobte in seiner Ansprache zugleich den Mut und den Einsatz der Helfer in Fort Hood. Fort Hood habe auch „das Beste“ in Amerika gezeigt. Soldaten wie Zivilisten seien den Verletzten zu Hilfe geeilt, hätten Hemden in Stücke gerissen, um Wunden zu versorgen. Und schließlich habe jemand - obwohl schon selbst verletzt - den Täter niedergeschossen, lobte der Präsident.

Nach amerikanischen Medienberichten hatte eine städtische Polizistin, die selbst bereits mehrfach getroffen war, den Schützen mit mehreren Schüssen gestoppt. Die 34-jährige Kimberly Denise Munley wurde in mehreren Medienberichten als Heldin gefeiert.

Wie die „New York Times“ berichtete, war sie kurz nach dem Notruf am Ort des Geschehens eingetroffen. Sie sah Hasan, der mit der Waffe in der Hand einem verwundeten Soldaten hinterherjagte. Wie die Zeitung weiter berichtete, zog die zierliche Polizistin ihre Waffe und feuerte auf den Todesschützen, der sich sofort zu ihr umdrehte und auf sie schoss. Sie rannte weiter auf ihn zu, feuerte weiter. Auch er schoss weiter. Beide erlitten mehrfache Schussverletzungen, und beide brachen schließlich zusammen.

Ob die Polizistin, die als begeisterte Jägerin und Surferin gilt, allein verantwortlich für das Ende des Amoklaufs mit 13 Toten war, blieb unklar. Chuck Medley, der Leiter des Notfalldienstes auf dem Stützpunkt, jedenfalls ist sich sicher: „Sie ist eine wahre Heldin. Sie hatte die Ausbildung, sie wusste, was zu tun war, und sie hatte den Mut, es zu tun - und indem sie es tat, rettete sie das Leben Unzähliger.“

Mit einer Schweigeminute auf allen US-Militärstützpunkten weltweit hatten am Freitag Hunderttausende Soldaten den Opfern des Amoklaufs in Fort Hood gedacht.

Unterdessen ging die Suche nach dem Motiv des muslimischen Militär-Psychiaters weiter. Major Nidal Malik Hasan sollte nach Armeeangaben nach Afghanistan entsandt werden. US-Medien berichteten am Freitag, für den 39-Jährigen sei diese Aussicht ein Alptraum gewesen. Ermittler durchsuchten seine Wohnung in Killeen (Texas) in der Hoffnung, Hinweise auf die Hintergründe der Tat zu finden. Er habe unlängst begonnen, seine Möbel sowie anderes Hab und Gut wegzugeben, darunter auch einen Koran, hieß es. In den vergangenen Wochen habe Hasan zudem begonnen, „arabische Kleidung“ zu tragen, berichteten Nachbarn.