Der Schullieiter des Gymnasiums Carolinum, Franz Stark, lobt nach dem Amoklauf das loyale Verhalten der Mitschüler.

Ansbach/München. Nach dem Amoklauf des 18-jährigen Georg R. am Gymnasium Carolinum im fränkischen Ansbach hat der Schulleiter Franz Stark das Verhalten der Mitschüler gegenüber der Schwester des Beschuldigten gelobt. Die Klassenkameraden zeigten gegenüber der Schwester von Georg R., die ebenfalls Schülerin im Carolinum ist, eine „vorbildliche Haltung“, erklärte Stark. Die Mitschüler kümmerten sich intensiv um das Mädchen. „Sie zeigen ihr auf jede erdenkliche Weise, dass sie zu ihnen gehört und sie sie gern haben“, sagte Stark.

Er charakterisierte Georg R. als „Einzelgänger, aber nicht unbedingt Außenseiter“. Er habe den Schüler aus dem Unterricht als „angenehme Erscheinung“ in Erinnerung. „Irgendetwas muss in seinem Leben passiert sein, von dem wir alle nichts wissen und das ihn völlig aus der Bahn geworfen hat“, sagte Stark.

Ausdrücklich lobte der Schulleiter auch Mitglieder seines Kollegiums, die sich trotz akuter Gefahr für ihr eigenes Leben beherzt um die Sicherheit der Schüler gekümmert hätten. Ein Lehrer habe das von Axthieben am Kopf verletzte Mädchen hochgehoben und aus der Gefahrenzone getragen. Eine Englischlehrerin habe sich mit ihren Schülern im Klassenzimmer verbarrikadiert, nachdem der Täter zwei Molotowcocktails in das Zimmer geworfen hatte, die nicht explodierten. Unter den Schülern sei Panik ausgebrochen, die Lehrerin habe mehrere Mädchen daran gehindert, aus dem Fenster im dritten Stock zu springen.

Weiterhin nutzen vor allem besorgte Eltern das Krisentelefon. Das unmittelbar nach em Amoklauf von Ansbach eingerichtete Bürgertelefon wurde in den vergangenen Tagen in erster Linie von Eltern und weniger von Jugendlichen genutzt.„Schüler haben bislang noch nicht angerufen“, sagte ein Mitglied des Krisenteams am Sonntag. Bis Sonntag-Mittag seien 15 Anrufe gezählt worden. Die von der Stadt eingerichtete Hotline war das ganze Wochenende mit Seelsorgern und Psychologen besetzt. Die Eltern hätten oftmals organisatorische Fragen wie zum Schulbeginn gehabt, der am kommenden Dienstag wieder aufgenommen werden soll.

Unterdessen habe die Ermittler am Ansbacher Carolinum Gymnasium die Sicherung der Spuren des Amoklaufs vom vergangenen Donnerstag abgeschlossen. Das Schulgebäude sei seit Sonnabend wieder freigegeben, teilte das Gymnasium mit. Regulärer Unterricht ist für Montag allerdings noch nicht geplant. Die Schüler können entweder zu Hause bleiben oder sich am Morgen in der Turnhalle versammeln, wo Psychologen und Seelsorger den Jugendlichen, ihren Eltern und Lehrern für Gespräche zur Verfügung stehen werden. In Abstimmung mit den Schülern ist ferner ein eingeschränkter Unterricht bis einschließlich der vierten Stunde geplant. Am vergangenen Donnerstag war der 18-Jährige Georg R. in die Schule gestürmt und hatte einen Lehrer und neun Schüler verletzt.

Nach den jüngsten Vorfällen in Bayern wie dem Amoklauf am Ansbacher Carolinum Gymnasium und der tödlichen S-Bahn-Attacke in München soll die Zahl der Sozialarbeiter und Jugendpsychologen an bayerischen Schulen aufgestockt werden. Die von der schwarz-gelben Staatsregierung eingerichtete Arbeitsgruppe werde dazu in den nächsten Wochen einen Zeitplan vorlegen, sagte FDP-Landeschefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger dem Radiosender Antenne Bayern.

Aufgabe der Arbeitsgruppe sei jetzt, Zahlen über nötige Stellen und deren Finanzierung zu erarbeiten. „Da müssen Stellen her, und das kostet Geld“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger. In diesem Bereich dürfe nicht gespart werden.

Man müsse versuchen, frühzeitig auf die Kinder und Jugendlichen einzuwirken, betonte die FDP-Landeschefin und fügte hinzu: „Nur so besteht die Chance, so manche Lebensläufe nicht in dieser Gewaltspirale enden zu lassen.“ Eine Verschärfung des Jugendstrafrechts lehnt sie dagegen weiter strikt ab: „Ein Strafrahmen im Gesetzbuch hat null abschreckende Wirkung.“

Der 18 Jahre alte Georg R. ist am vergangenen Donnerstag in seine Schule gestürmt und hat einen Lehrer und neun Schüler verletzt hat. Ob der selbst schwer verletzte Täter noch am Sonntag vernommen und ihm der Haftbefehl wegen versuchten Mordes eröffnet werden könnte, war zunächst unklar. Die Staatsanwaltschaft will erst an diesem Montag die Öffentlichkeit über Einzelheiten informieren.