Heute um 18 Uhr (MEZ) wird in Las Vegas das Strafmaß verkündet, die Spanne reicht von sechs Jahren bis zu lebenslanger Haft. Der frühere Footballstar sitzt seit Oktober im Gefängnis, weil er eines bewaffneten Überfalls schuldig gesprochen wurde. Viele halten ihn sogar für einen Doppelmörder: 1995 wurde Simpson trotz erdrückender Beweislast vom Vorwurf freigesprochen, seine Ex-Frau und deren Freund erstochen zu haben.

Las Vegas. Richterin Jackie Glass will heute (18 Uhr MEZ) eine Entscheidung verkünden, die nicht nur für O. J. Simpson (61) von großer Bedeutung sein wird. Ganz Amerika fiebert dem Spruch des Gerichts in Las Vegas entgegen: Bleibt der frühere Footballstar für den Rest seines Lebens hinter Gitter ? Oder kommt er mit der Mindeststrafe von sechs Jahren davon? Seinen Antrag auf Berufung hatte die Richterin schon abgelehnt.

Simpson war Anfang Oktober, genau 13 Jahre nach seinem umstrittenen Freispruch vom Vorwurf des Doppelmords an seiner Ex-Frau Nicole (35) und deren Freund Ronald Goldman (25), in der US-Kasinostadt verurteilt worden. Noch im Gerichtssaal klickten die Handschellen.

Die Geschworenen hatten Simpson in allen zwölf Anklagepunkten schuldig gesprochen unter anderem des Raubs, der Geiselnahme und der Körperverletzung. Der ehemalige Sportstar war 2007 zusammen mit fünf Komplizen in ein Hotelzimmer eingedrungen und hatte zwei Fanartikelsammler mit Waffengewalt gezwungen, ihm mehrere Erinnerungsstücke zu geben.

O. J. Simpson nahm den Schuldspruch mit unbewegter Miene auf. Sein Anwalt Yale Galanter klagte, das Verfahren sei unfair gewesen. Es sei angeblich nur um die Rolle seines prominenten Mandanten gegangen.

Nach dem Doppelmord in Los Angeles im Juni 1994 hatte Simpson einen spektakulären Fluchtversuch unternommen. Millionen TV-Zuschauer in aller Welt waren live dabei, als der Verdächtige sich auf Kaliforniens Straßen eine Verfolgungsjagd mit der Polizei lieferte immer begleitet von Hubschraubern der großen US-Fernsehsender. Schließlich stellte sich Simpson der Polizei, verweigerte im Prozess aber trotz erdrückender Beweislast die Aussage.

Im Herbst 1995 wurde er nach 127 Zeugenaussagen und der Vorlage von 1115 Beweisstücken von der überwiegend schwarzen Jury freigesprochen.

Den aus Sicht vieler Amerikaner berechtigten Schuldspruch erhielt Simpson erst im Zivilprozess zwei Jahre später. Nach dem Urteil musste er 8,5 Millionen Dollar Schadenersatz an die Eltern Ron Goldmans für den Verlust ihres Sohnes zahlen, zudem je 12,5 Millionen Dollar Strafe an die Hinterbliebenen seiner Ex-Frau und Ronald Goldmans. Als Simpson vor einem Jahr in seinem Buch "If I Did It" ("Wenn ich es getan hätte") beschrieb, wie er die Mode begangen hätte (wenn er sie "begangen hätte") , spricht ein Gericht die Einnahmen aus Buch-, Fernseh- und Werbeverträgen und eines Videospiels ebenfalls der Familie von Ron Goldman zu.

In dem laufenden Raub-Prozess befanden nun ausschließlich weiße Juroren über Simpsons Schicksal. Ebenfalls verurteilt wurde jetzt sein Komplize Clarence Stewart (54). Die vier übrigen Mittäter hatten durch Absprachen mit der Justiz eine Anklage vermieden. Zwei von ihnen beschuldigten Simpson, er sei Drahtzieher des Überfalls gewesen. Als weitere Beweismittel dienten Tonbandmitschnitte vom Tatort. Simpsons Anwalt machte geltend, dass sein Mandat die ihm "gestohlenen" Erinnerungsstücke lediglich hatte zurückholen wollen.