LAS VEGAS. Er trug blaue Gefängniskleidung, war an Händen und Füßen gefesselt und wirkte sichtlich nervös. Nur zehn Minuten später atmete er erleichtert auf: Der wegen eines bewaffneten Raubüberfalls angeklagte frühere US-Footballstar O. J. Simpson (60) kommt gegen eine Kaution von 125 000 Dollar (knapp 90 000 Euro) wieder auf freien Fuß.

Ein Richter gab gestern in Las Vegas dem Antrag von Simpsons Anwälten auf Entlassung aus der U-Haft statt. Amerikas einstiges Sportidol muss jedoch seinen Pass abgeben und darf keine Kontakte mit Klägern oder Zeugen der Tat aufnehmen. Ende Oktober soll er wieder vor Gericht erscheinen.

Die Staatsanwaltschaft im US-Staat Nevada hat Simpson und drei andere Männer unter anderem wegen Diebstahls, Raubes mit Anwendung von Waffengewalt, Körperverletzung sowie Entführung und Verschwörung angeklagt. Bei dem Vorfall vor einer Woche soll Simpson mit den Komplizen in ein Hotelzimmer in Las Vegas eingedrungen sein und zwei Sammler von Fan-Artikeln mit vorgehaltener Waffe zur Herausgabe von angeblich gestohlenen Erinnerungsstücken gezwungen haben.

Der Ex-Footballstar, der 1995 trotz überwältigender Beweislast vom Doppelmord an seiner Ex-Frau Nicole Brown Simpson (35) und deren Freund Ron Goldman (28) freigesprochen worden war, saß seit Sonntag in Untersuchungshaft.

Jetzt droht ihm ein neuer Jahrhundertprozess. Wenn die Staatsanwaltschaft von Clark County vor Gericht die elf Punkte lange Anklage durchbekommt, drohen Simpson mehr als 70 Jahre Haft. Allein die Tatsache, dass "eine tödliche Waffe" im Spiel gewesen sei, könnte ihm 30 Jahre Gefängnis einbringen. Pikant: Unter den Zuhörern bei seiner Anhörung saß auch Ex-Staatsanwältin Marcia Clark, die Simpson 1995 vergeblich versuchte, ihn des Doppelmordes zu überführen.