Nach dem blutigen Anschlag auf einen Berliner Rocker haben es die Sicherheitsbehörden schwer. Aus der Szene gibt es kaum Hinweise.

Berlin. Die Berliner Ermittlungsbehörden wollen jetzt verstärkt gegen die Rockerkriminalität in der Hauptstadt vorgehen. Die Staatsanwaltschaft bildete am Dienstag eine spezielle Arbeitsgruppe, in der die Ermittlungen von zehn Staatsanwälten zentral bearbeitet werden sollen. Auch die Polizei will die Rockergruppen vermehrt beobachten. Der am vergangenen Sonntag niedergeschossene 47-jährige Rocker kämpft unterdessen in einem Berliner Krankenhaus wohl immer noch um sein Leben. Vom Täter fehlte jede Spur. Die Polizei sucht weiter nach Zeugen. Aus der Szene selber sind kaum Hinweise zu erwarten.

Unterdessen werden in der Politik Forderungen laut, die wirtschaftlichen Verflechtungen der Rocker näher zu beleuchten – und das nicht nur in Berlin und Brandenburg, sondern auch Deutschland- und Europaweit. Der Berliner SPD-Abgeordnete Tom Schreiber regte dazu die Gründung einer Expertengruppe an.

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Ein Unbekannter hatte am Sonntagmorgen in Berlin-Hohenschönhausen mehrmals auf den Oberkörper des 47-jährigen Rockers geschossen. Medienberichten zufolge soll ihn eine Kugel ins Herz getroffen haben. Ein Projektil soll sogar noch im Rücken stecken. Eine Polizeisprecherin machte auch am Dienstag keine Angaben zu seinem Gesundheitszustand. Der langjährige Präsident der Nomads, einer Berliner Ortsgruppe der Hells Angels soll vor dem Hintereingang seines Lokals „Germanenhof“ niedergeschossen worden sein.

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Zum genauen Tathergang hält sich die Polizei weiter bedeckt. Auch die bei Durchsuchungen der Wohnung und der Kneipe des Rockers sichergestellten Beweise seien noch nicht ausgewertet, hieß es. Für die Ermittler ist es schwierig, von den Rockern etwas zu erfahren. Das Umfeld sage nichts aus, von der Szene gebe es nichts zu hören, hatte LKA-Chef Christian Steiof am Montag in der RBB-Abendschau gesagt. Die Dynamik der Clubveränderung sei unglaublich, die Polizei komme dabei kaum noch hinterher.

Nach Ansicht des SPD-Abgeordneten Schreiber müssten nicht nur die kriminellen Machenschaften der Rockergruppen untersucht werden. „Wichtig ist es auch zu erfahren, wohin ihr Geld im In- oder Ausland fließt, ob in die Wirtschaft oder in Immobilien.“ Die Rocker seien global aktiv, das müsste auch im Europaparlament Thema werden. (dpa)