In einem Waldstück im Ruhrgebiet wird ein Rocker erschossen. Ist der Mord Teil des Rockerkriegs zwischen “Bandidos“ und “Hells Angels“?

Bottrop. Ein Rocker der berüchtigten „Bandidos“ ist in Bottrop von einem Unbekannten erschossen worden. Der 49-Jährige wurde am Dienstagmorgen mit einer tödlichen Schusswunde neben seinem Motorrad gefunden, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Anhaltspunkte dafür, dass die Bluttat Teil der blutigen Fehde zwischen "Bandidos" und "Hells Angels" ist, gab es zunächst nicht. Zwischen beiden Gruppen war es auch im Ruhrgebiet immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen.

Der schwer verletzte Rocker starb trotz Rettungsversuchen durch einen Notarzt noch am Tatort. Beamte hatten den Mann gegen 08.00 Uhr nach dem Hinweis eines Autofahrers entdeckt. Seine Kleidung ließ bereits Rückschlüsse auf die Zugehörigkeit zu den Bandidos zu, sagte der Essener Staatsanwalt Marcus Schütz. Eine Mordkommission wurde eingerichtet. Die Leiche sollte am Dienstag obduziert werden.

Der Mann sei Mitglied, aber kein Anführer der berüchtigten Rockergruppe gewesen, so der Staatsanwalt. Hans B. (49) soll Mitglied im Chapter Dinslaken gewesen sein. Sein dunkles schweres Motorrad, eine Harley Davidson, war neben der Fahrbahn ordentlich abgestellt. Ob der Rocker von einer oder mehreren Kugeln getroffen wurde, wollten die Ermittler zunächst nicht sagen. Es sei auch noch unklar, von wo der tödliche Schuss abgefeuert wurde.

Der Tatort liegt in einem bewaldeten Bereich zwischen den Ruhrgebietsstädten Bottrop und Gladbeck. Die Straße führt an der Stelle durch unbewohntes Gebiet. Ob der Rocker dort mit seinem Mörder verabredet war, oder er während der Fahrt getroffen wurde und noch absteigen konnte, sollen nun die weiteren Ermittlungen ergeben.

Möglich auch, dass er zum Anhalten gezwungen wurde, bevor der Mörder das Feuer eröffnete. Der Rocker selbst sei nicht mehr ansprechbar gewesen, als er gefunden wurde und habe entsprechend keinen Hinweis mehr geben können, sagte der Staatsanwalt.

Die Polizei hatte den Tatort sehr weiträumig abgesperrt. Anwohner der nächstgelegenen Siedlung berichteten, dass gegen 8.30 Uhr ein Rettungshubschrauber nahe des Tatorts gelandet sei. Der Fall weckt die Befürchtung, dass es sich um eine Eskalation des Rockerkriegs zwischen "Bandidos" und "Hells Angels" handeln könnte.

Im Februar waren bei einer Messerstecherei mit Anhängern der Rockerbande "Bandidos" in einer Essener Bordellstraße vier Menschen verletzt worden. Im Januar waren Rocker von "Bandidos" und den konkurrierenden "Hells Angels" bei einer Massenschlägerei in Mönchengladbach aufeinander los gegangen. Dabei wurde ein Mann lebensgefährlich verletzt.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hatte in den vergangenen Monaten das "Bandidos"-Chapter Aachen und das "Hells Angels"-Charter Köln verboten. Der Konflikt zwischen den konkurrierenden Rockergruppen "Hells Angels" und "Bandidos" schwelt seit Jahren. Die Polizei vermutet handfeste wirtschaftliche Interessen als Ursache. Es soll vor allem um Marktanteile in Drogenhandel und Prostitution gehen.

So wurde im Jahr 2007 im Münsterland ein 47 Jahre alter Hells Angel in seinem Motorradladen erschossen. Zwei "Bandidos" wurden dafür später zu lebenslanger Haft verurteilt. Vor drei Jahren wurde ein 32-jähriger Rocker vor dem Duisburger "Bandidos"-Hauptquartier mit Schüssen getötet. Der Täter stammte aus dem Umfeld der "Hells Angels".