Ist Anders Breivik unzurechnungsfähig oder nicht? Ein Sachverständiger nannte ihn jetzt einen Faschisten und “modernen Rechtsextremisten“.

Oslo. Beim Prozess gegen den Massenmörder Anders BehringBreivik hat ein Sachverständiger den Angeklagten als „Faschisten“ eingestuft. Vor dem Osloer Gericht sagte der Historiker Terje Emberland vom norwegischen Holocaust-Zentrum am Donnerstag als Zeuge: „Seine Art, die Welt zu sehen, lässt ihn als Faschisten erscheinen.“

Der 33-jährige Angeklagte hatte am 22. Juli vergangenen Jahres bei zwei Anschlägen in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen getötet. Er begründet seine Verbrechen vor Gericht mit der Absicht, Norwegen vor einer Überfremdung durch islamische Zuwanderer zu retten. Emberland sagte zu Breiviks ideologischem Hintergrund, dieser unterscheide sich nicht von „anderen modernen Rechtsextremisten“.

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Zum faschistischen Weltbild Breiviks gehören nach Aussage der Sachverständigen auch „Gedanken über nationale Wiedererweckung“, zahlreiche Konspirationstheorien und die Nachahmung von Symbolen der nationalsozialistischen SS. Von der Anklagebank aus widersprach der Attentäter dem Historiker: „So wie ich den Faschismus sehe, steht er für ein Einparteien-System. (...) Das tue ich nicht.“ Richterin Wenche Arntzen stoppte den Disput.

Das norwegische Fernsehen und Internet-Medien sendeten am Donnerstag wieder direkt aus dem Gerichtssaal. Das Osloer Gericht hat die Livesendungen während der Anhörung von Sachverständigen in den kommenden Wochen erlaubt. Die Schilderungen Überlebender des Massakers auf Utøya sowie Breiviks eigene Einlassungen fanden dagegen ohne Direktübertragung statt. Für die Urteilsverkündung in der zweiten Julihälfte gilt als entscheidende offene Frage, ob das Gericht den Massenmörder für zurechnungsfähig erklärt. (dpa)