Im Osloer Gerichtssaal berichten jetzt junge Norweger, die Anders Behring Breivik entkommen konnten, von den Ereignissen auf Utøya.

Oslo. Erstmals haben Überlebende im Prozess gegen den Massenmörder Anders Behring Breivik ausgesagt, die sich trotz schwerer Verletzungen von der Insel Utøya aus in Sicherheit bringen konnten. Sie berichteten am Montag von ihrem Überlebenskampf, der Ermordung engster Freunde, richteten aber auch selbstbewusste Worte an den Attentäter.

Als einer der ersten berichtete im Osloer Zeugenstand der 21 Jahre alte Marius Hoft, wie er beim Massaker auf Utøya am 22. Juli letzten Jahres seinen besten Freund Andreas auf der Flucht vor dem Täter verlor. Er selbst überlebte das Blutbad mit 69 Toten, weil er sich an einer Felswand verstecken konnte.

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Die 1993 geborene Frida Holm Skoglund sagte mit leiser Stimme aus, wie sie sich trotz eines Beinschusses mit zahlreichen anderen Jugendlichen schwimmend vor dem Attentäter retten konnte. Sie hatte als erste der Zeugen verlangt und durchgesetzt, dass Breivik während ihrer Aussage den Gerichtssaal verlassen und aus einem Nebenraum zuhören musste.

Am Ende der Schilderung ihrer furchtbaren Erlebnisse bei dem anderthalbstündigen Massaker antwortete sie auf die Frage einer Anwältin, ob sie eine Botschaft an den Täter habe: „Wir haben gewonnen, er hat verloren, und die norwegische Jugend kann schwimmen.“

Sie bezog sich damit auf eine frühere Aussage Breiviks, dass er vorgehabt habe, 100 junge Teilnehmer des sozialdemokratischen Sommerlagers auf Utøya in den eiskalten Fjord zu treiben und dort bei Fluchtversuchen ertrinken zu lassen. Der 21 Jahre alte Lars Gønnestad berichtete, wie er sich mit einem Schuss, der durch Schulterblatt und Rippen bis in die Lunge ging, über eine Stunde lang in einem Waldstück verstecken musste und dabei hilflos am Boden lag.

Breivik hörte sich die Aussagen der Zeugen mit unbewegter Miene an. Er hatte am 22. Juli auch acht Menschen durch eine Autobombe in Oslo getötet. Das Urteil gegen ihn soll in der zweiten Julihälfte verkündet werden. (dpa)