Erstmals zeigt der Massenmörder Breivik jetzt eine Gefühlsregung. Heftig umstritten bleibt vor dem Osloer Gericht jedoch seine Zurechnungsfähigkeit.

Oslo. Der Massenmörder Anders Behring Breivik hat erstmals vor Gericht auf Schilderungen von Überlebenden seines Massakers mit 69 Toten auf der Insel Utøya reagiert. Er fühle sich „mental angeschlagen“ von den Aussagen mit ihrem grausamen Inhalt, sagte der 33-jährige Norweger am Donnerstag vor Gericht in Oslo.

Zuvor hatte unter anderem der 21-jährige Überlebende Mohamad Hadi Hamed im Zeugenstand ausgesagt, dem wegen seiner Schussverletzungen der linke Arm und das linke Bein amputiert werden mussten. Er lag nach dem Massaker zwei Monate im Koma. Breivik hatte seit Anfang letzter Woche allen Zeugenschilderungen mit teilweise schwer fassbaren Leidensgeschichten von Utøya regungslos zugehört.

In einer kurzen Erklärung vor dem Abschluss dieses Prozessteils sagte er nach den Mitschriften von Osloer Medien aus dem Gerichtssaal: „Es ist mein Ziel, keine Gefühle zu zeigen. Darauf verwende ich viel Energie.“ Bei der täglichen Rückkehr „nach Hause“ in die Haftanstalt Ila sei er aber „ziemlich erledigt“.

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Der rechtsradikale Islamhasser Breivik hatte auf Utøya am 22. Juli letzten Jahres Jagd auf die Teilnehmer eines sozialdemokratischen Jugendlagers gemacht. Kurz zuvor waren acht Menschen durch eine von ihm im Osloer Regierungsviertel platzierte Autobombe getötet worden. Breivik kündigte an, dass er gegen einen Schuldspruch keine Berufung einlegen will, wenn das Osloer Gericht ihn für zurechnungsfähig erklärt.

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Die Zeitung „Aftenposten“ veröffentlichte am Donnerstag zentrale Aussagen einer dreiwöchigen psychiatrischen Dauer-Beobachtung in Ila, bei der Breivik „aufmerksam, konzentriert und organisiert“ gewirkt habe. Die Psychiaterin Maria Sigurjonsdottir erklärte in ihrem Bericht für das Osloer Gerichtsverfahren, Breivik spreche stets „angemessen und zusammenhängend“. Er offenbare „adäquate Denkprozesse“, die nach Inhalt sowie Struktur logisch seien. Dabei nutze er alle Gelegenheiten, „seine politische Botschaft zu verkaufen“.

Breivik begründet sein Verbrechen mit Hass auf muslimische Zuwanderer sowie die sozialdemokratischen Befürworter einer multikulturellen Gesellschaft. Als entscheidende offene Frage für das Ende Juli erwartete Urteil gilt die Haltung der fünf Richter zu der unter den Rechtspsychiatern umstrittenen Zurechnungsfähigkeit des vielfachen Mörders. (dpa)