Eine gewaltige Flutwelle wälzt sich den mächtigsten Fluss Nordamerikas hinab auf Memphis zu. Die Dämme sind aber sicher, betonen die Behörden.

Washington. Die Hochwasserwelle des Mississippi hat sich in der Nacht zum Dienstag immer näher an die Großstadt Memphis in Tennessee herangeschoben. Der Scheitelpunkt mit einer Höhe von 14,63 Metern wurde in der Stadt des Rhythm and Blues am Morgen (Ortszeit) erwartet. „Es gibt keinen Grund, unseren Dämmen zu misstrauen“, suchte Oberst Vernie Reichling die Sorgen zu zerstreuen. Zum Problem könnte allerdings werden, dass das Hochwasser wohl nur sehr langsam abfließen und so noch Wochen auf die Dämme drücken wird. In Memphis leben rund 920.000 Menschen.

Gewaltiger als derzeit war der Mississippi nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes bislang nur 1937: Damals erreichte der Wellenkamm eine Höhe von 14,84 Metern. Rund 500 Menschen starben in den Fluten, mehr als 80.000 Quadratkilometer wurden überschwemmt - eine Fläche deutlich größer als Bayern.

Der Fluss ist seit den heftigen Unwettern der vergangenen Wochen so angeschwollen. „Wir haben nicht viel Zeit, aber zum Glück sind wir vorbereitet“, erklärte der Bürgermeister von Memphis, AC Wharton, im Fernsehen. Menschen aus 1300 Haushalten wurden aufgefordert, sich vorsorglich in Sicherheit zu bringen. Helfer und Soldaten waren rund um die Uhr im Einsatz, um Dämme zu sichern und Menschen in Notunterkünfte zu bringen. Präsident Barack Obama erklärte Teile der acht betroffenen Staaten zu Katastrophengebieten.

Nördlich von New Orleans war am Montag ein Ablauf des Mississippi geöffnet worden, um für Entlastung zu sorgen. Von dort fließt das Hochwasser in den Pontchartrain-See und dann in den Golf von Mexiko. Das Wasser des Flusses, so fürchten Naturschützer, könnte den fischreichen See schädigen. Ein weiterer Not-Ablauf blieb zunächst noch geschlossen.

Meteorologen rechnen damit, dass das Hochwasser nur sehr langsam um wenige Zentimeter am Tag sinken wird. „Wir haben dann immer noch mit einer sehr ernsthaften Bedrohung zu tun“, sagte derKatastrophen-Einsatzleiter vom Landkreis Shelby, Bob Nations. „Dieses Wasser ist gefährlich.“

Elvis Presleys legendäre Villa „Graceland“ in Memphis sei nicht von den Fluten betroffen. „“Graceland“ ist sicher“, sagte Nations der Zeitung „Memphis Commercial Appeal“. Das Anwesen liegt in einem höher gelegenen Teil der Stadt.

Der Mississippi ist mit knapp 3800 Kilometern einer der längsten Flüsse der Welt. Er entspringt im nördlichen Minnesota, fließt durch den mittleren Teil der USA und mündet in den Golf von Mexiko.