Seit 2 Uhr sitzt Andrej W., der “Taximörder“ vom Bodensee, wieder in der Psychiatrie. Damit endete seine Flucht nach nur einem Tag.

Wiesloch/Heidelberg. Der Hinweis einer Zeugin hat die Polizei am Sonntag auf die Spur des "Taximörders" vom Bodensee geführt. Eine Frau habe bei Dielheim (Rhein-Neckar-Kreis) einen Verdächtigen gesehen, teilte der Polizeisprecher Harald Kurzer am Montagmorgen mit. Polizeihunde konnten daraufhin die Fährte des aus der Psychiatrie ausgebrochenen Gewaltverbrechers wieder aufnehmen.

Zwischen Dielheim und Zuzenhausen verlor sich die Spur zunächst wieder. Aber am Sonntagabend um 22.35 Uhr entdeckten Zivilpolizisten dann den Gesuchten auf einem Fahrrad am Ortsausgang von Zuzenhausen. Sie fuhren mit ihrem Wagen von hinten auf das Fahrrad. Der 29-Jährige stürzte dabei und verletzte sich leicht.

Der zu lebenslanger Haft verurteilte Straftäter war am Sonnabend aus dem Hochsicherheitstrakt der geschlossenen Psychiatrie in Wiesloch bei Heidelberg ausgebrochen, obwohl er an den Füßen gefesselt war. Vor knapp einem Jahr hatte der Mann eine Taxifahrerin am Bodensee umgebracht. Eine weitere vergewaltigte und verletzte er schwer.

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Die Flucht ist beendet

Der "Taximörder" vom Bodensee ist gefasst: Gut einen Tag nach seiner Flucht aus einer geschlossenen Psychiatrie ist der 29-Jährige wieder hinter Schloss und Riegel. Die Polizei nahm Andrej W. am späten Sonntagabend in Zuzenhausen im Rhein-Neckar-Kreis fest - nur rund zehn Kilometer entfernt von seinem Ausbruchsort. Zivilpolizisten erkannten ihn auf einem Fahrrad und stellten ihn nach kurzer Verfolgungsjagd, teilte das Landeskriminalamt am frühen Montagmorgen in Stuttgart mit. Der zu lebenslanger Haft verurteilte Straftäter war am Sonnabend aus dem Hochsicherheitstrakt einer geschlossenen Psychiatrie in Wiesloch bei Heidelberg ausgebrochen, obwohl er an den Füßen gefesselt war.

Nach Polizeiangaben verletzte sich Andrej W. während der Flucht leicht und wurde zunächst unter strenger polizeilicher Bewachung in einer Heidelberger Klinik untersucht. Gegen 2 Uhr war er schließlich wieder in der psychiatrischen Klinik.

Vor knapp einem Jahr hatte der Mann eine Taxifahrerin am Bodensee umgebracht. Eine weitere vergewaltigte und verletzte er schwer. Wegen erheblich verminderter Schuldfähigkeit wurde er im Psychiatrischen Zentrum Nordbaden (PZN) untergebracht. Weil der jungenhaft wirkende 29-Jährige als extrem gewaltbereit gilt, hatten für ihn höchste Sicherheitsmaßnahmen gegolten.

Trotz Hinweisen von Bürgern war die Suche nach dem 29-Jährigen zunächst erfolglos geblieben. 50 Beamte waren am Sonntag rund um Wiesloch im Einsatz - unterstützt von Hubschraubern, Wärmebildkameras und Hunden. Die Suche in der Region war schwierig, weil großflächige Waldgebiete zahlreiche Verstecke bieten.

Zwei Zivilpolizisten entdeckten Andrej W. schließlich gegen 22.35 Uhr am Sonntag an einer Straße sorglos auf einem gestohlenen Rad radelnd. Zwar misslang zunächst der Versuch, ihm den Weg abzuschneiden. Nach kurzer Verfolgungsjagd rammten ihn die Beamten dann mit dem Auto und nahmen ihn fest.

Wie der Schwerverbrecher während seines Einzelhofgangs trotz Fußfessel und Videoüberwachung entwischen konnte, ist zwar noch nicht abschließend geklärt. Die Ermittlern gehen aber davon aus, dass Andrej W. mit Hilfe einer ausgehängten Toilettentür die vier Meter hohe Mauer emporgeklettert ist. Eine zweite, rund fünf Meter hohe und mit Stacheldraht gesicherte Mauer soll er dann an einer Stelle überwunden haben, an der gerade Bauarbeiten stattfanden. Ungelöst blieb weiterhin, wie er die Fußfessel ohne nötiges spezielles Wissen geöffnet hat. Die Ermittler glauben nicht an einen Helfer.

Nach Angaben von Polizeisprecher Harald Kurzer war der 29-Jährige auf seiner Flucht sehr professionell vorgegangen. So habe er auf der Suche nach Essen und neuer Kleidung sechs Gartenlauben im wenige Kilometer entfernten Baiertal aufgebrochen. Nach den Angaben eines Polizeisprechers hatten Suchhunde seine Spur dort gewittert, aber wieder verloren.

Anfang Februar war Andrej W. wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Gutachter hatte ihm schwere Persönlichkeitsstörungen, darunter krankhafte Sexualvorstellungen und Nekrophilie, bescheinigt. Unter Nekrophilie versteht man die Neigung, sich an einer Leiche sexuell zu befriedigen. Der 29-Jährige hatte zugegeben, dass er beide Frauen töten und anschließend vergewaltigen wollte. (dpa)