Betreiber Tepco hat bei der japanischen Regierung Staatshilfen in Höhe von rund neun Milliarden Euro beantragt und Kürzung der Gehälter angeordnet.

Tokio. Zwei Monate nach der Katastrophe im japanischen Atomkomplex Fukushima hat die Betreiberfirma Tepco Staatshilfen beantragt. Tepco-Präsident Masataka Shimizu habe bei Industrieminister Banri Kaieda ein offizielles Gesuch eingereicht, sagte ein Unternehmenssprecher am Dienstag. Zur Begründung hieß es, nach der Abschaltung der Atomreaktoren in Fukushima brauche Tepco Erdöl zum Betrieb von Elektrizitätswerken. Nur so könne genügend Strom produziert werden, um Engpässe zu vermeiden. Dadurch entstünden im laufenden Haushaltsjahr Mehrkosten in Höhe von umgerechnet 8,7 Milliarden Euro.

Bei dem Erdbeben und dem anschließenden Tsunami am 11. März war die Atomanlage in Fukushima schwer beschädigt worden. Wegen der Unterbrechung des Kühlkreislaufs kam es zu Kernschmelzen, Explosionen und der Freisetzung von Radioaktivität. Es ist die schlimmste Atomkatastrophe seit Tschernobyl 1986. Die Regierung hat ein Sperrgebiet im Umkreis von 20 Kilometern um die Atomanlage eingerichtet, zehntausende Bewohner mussten das Gebiet verlassen und leben seither in Notunterkünften.

Atombetreiber kündigt weitere Gehaltskürzungen an

Derweil wurde bekannt, dass Tepco, der Betreiber der Atomruine in Fukushima, seinen Managern angesichts der andauernden Krise die Gehälter noch weiter kürzen wird. Der Chef des Atomkonzerns Tepco, Masataka Shimizu, kündigte am Dienstag an, die Bezüge noch stärker als bisher zu kürzen und weitere Anlagevermögen des Konzerns abzustoßen. Sein Unternehmen verfolge energische Umstrukturierungen, hieß es. Zugleich bat Shimizu die Regierung angesichts mangelnder Kapitaldeckung offiziell um Unterstützung bei der finanziellen Entschädigung der Opfer.

Tepco hatte anfänglich geplant, seinen Vorstandsmitgliedern 50 Prozent der Bezüge zu kappen, 25 Prozent bei Mitarbeitern in Managerposten und 20 Prozent bei anderen Beschäftigten. Die japanische Regierung fordert jedoch laut Medien weitergehende Umstrukturierungen des Konzerns. So solle möglicher Kritik zuvorgekommen werden, sollte Tepco die Stromgebühren erhöhen wollen, um die zu erwartenden horrenden Entschädigungssummen zu bezahlen.

Erste Bewohner kehren kurzzeitig in Sperrzone zurück

Unterdessen sind in Japan erstmals Bewohner der Sperrzone um das havarierte Kernkraftwerk Fukushima mit staatlicher Genehmigung kurzzeitig in ihre Häuser zurückgekehrt. Mit einem Regierungsbus wurden die in weiße Schutzanzüge, Brillen und Handschuhe gekleideten Flüchtlinge aus dem Dorf Kawauchi am Dienstag in die 20 Kilometer um die Atomruine verhängte Zone gebracht, wie lokale Medien berichteten. Während ihres zweistündigen Aufenthalts trugen die 92 Bewohner eine 70 mal 70 Zentimeter große Plastiktasche mit sich, mit der sie Habseligkeiten wie Fotos oder Unterlagen einsammeln konnten.

Die Gegend war zunächst zur Evakuierungszone erklärt worden, doch waren immer wieder Menschen trotz der Strahlengefahr auf eigene Faust zurückgekehrt, um Habseligkeiten herauszuholen. Seit dem 22. April hat die Regierung die Zone zum Sperrgebiet erklärt. Die ehemaligen Bewohner dürfen nur noch mit staatlicher Genehmigung und unter Auflagen kurzzeitig in ihre früheren Häuser zurück. Anschließend werden sie auf radioaktive Strahlen untersucht. Die Bewohner müssen zudem unterschreiben, dass sie die Sperrzone auf eigene Verantwortung betreten. Dies löste laut der Nachrichtenagentur Kyodo bei manchen Unmut aus. Schließlich seien sie Opfer der Lage.