Die Maoisten wiesen eine Beteiligung zurück. Die Opferzahl droht zu steigen - in den Waggonwracks werden noch Menschen vermutet.

Sardiha. Bei einem Anschlag auf einen Nachtzug im Nordosten Indiens sind mindestens 80 Menschen getötet und mehr als 200 weitere verletzt worden. Wie die Behörden am Freitag mitteilten, drohte die Opferzahl zu steigen, weil noch Dutzende Menschen in den Waggonwracks vermutet wurden. Zu der Tat bekannte sich zunächst eine maoistische Rebellengruppe, deren Sprecher später jedoch eine Beteiligung dementierte.

„Die Zahl der Todesopfer ist auf 80 gestiegen und wir finden noch immer weitere Leichen“, sagte ein Sprecher der Polizei des Bundesstaates Westbengalen, Surajit Kar Purakayastha, der Nachrichtenagentur AFP. Mehr als 200 weitere Menschen seien verletzt worden, einige davon lebensgefährlich. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, derzeit gebe es keinerlei Hinweise, dass Deutsche betroffen seien.

13 Waggons des Schnellzugs waren gegen 01.30 Uhr Ortszeit in der Nacht entgleist, während viele Fahrgäste schliefen. Vier der Waggons prallten gegen einen Güterzug und wurden dabei zusammengequetscht. Rettungskräfte versuchten mit Bolzenschneidern, zu den Opfern zu gelangen. Der Nachtzug war auf dem Weg von Kolkata, dem früheren Kalkutta, nach Mumbai, dem früheren Bombay, gewesen.

Zahlreiche Überlebende suchten nach ihren Angehörigen. „Bitte helft. Meine Tochter, ich kann sie nicht finden“, rief die 30-jährige Mamoni Bagh, die mit ihrer achtjährigen Tochter unterwegs gewesen war. Ihr Mann überlebte schwer verletzt und wurde ins Krankenhaus geflogen. Die geborgenen Leichen wurden neben die Gleise gelegt, damit Angehörige sie identifizieren konnten. Ein Mann erzählte, er sei etwa drei Stunden lang mit dem Kopf zwischen zwei Sitzen eingeklemmt gewesen, bevor er befreit wurde.

Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst in einem Anruf bei der indischen Presseagentur PTI die von Maoisten unterstützte Rebellengruppe Volkskomitee gegen Polizeigewalt (PCPA). Zuvor hatte der Polizeichef von Westbengalen, Bhupinder Singh, gesagt, vor Ort seien Flugblätter der maoistischen Rebellen gefunden worden. Stunden später rief jedoch ein Sprecher der PCPA bei der Agentur PTI an und wies eine Beteiligung an dem Anschlag zurück. „Das ist nicht unsere Tat“, sagte Asit Mahato. Die Region ist eine Hochburg der Maoisten, die sich nach eigenen Angaben für die Belange benachteiligter Bevölkerungsschichten und landloser Bauern einsetzen.

Zu der Art des Anschlags im Bezirk West Midnaporegab es unterschiedliche Angaben. Bahnministerin Mamata Banerjee erklärte, der Zug sei in Folge einer heftigen Bombenexplosion entgleist. Die Ermittler gingen hingegen von Sabotage als Ursache aus. Es seien Eisenplatten entfernt worden, die Gleisabschnitte miteinander verbanden.