Die 32-Jährige Argentinierin Carolina Gaite fordert am Sonnabend Doppelweltmeisterin Susi Kentikian heraus.

Hamburg. Die dunklen Ringe, die sich unter den Augen von Carolina Marcela Gutierrez Gaite abzeichnen, haben ihren Ursprung nicht nur in den Schlafstörungen, die der Jetlag bei der Argentinierin in den vergangenen Nächten hervorgerufen hat. Die 32-Jährige, die am Sonnabend in der Color-Line-Arena Fliegengewichts-Doppelweltmeisterin Susi Kentikian (21) herausfordert, muss neben der Zeitverschiebung von fünf Stunden auch die Trauer um ihren Vater bekämpfen. Dieser starb am vergangenen Freitag, einen Tag, bevor Gaite nach Hamburg abreisen musste. Über die Umstände des Todes mag die schüchterne Sportlerin nicht sprechen, wohl aber über dessen Konsequenz.

„Vaters Tod ist für mich eine Extra-Motivation. Er hat mich durch meine gesamte Karriere begleitet und hätte niemals gewollt, dass ich eine Chance wie den Kampf gegen Kentikian verstreichen lasse. Deshalb war eine Absage auch nie ein Thema für mich“, sagt sie. Tatsächlich hat die Südamerikanerin eine Vorbereitung der Extreme hinter sich. Nicht nur der Fakt, dass Kentikian für die in 16 Kämpfen nur einmal besiegte Athletin die härteste Kontrahentin ihrer Karriere sein wird, spielte eine Rolle. Sondern auch, dass die WBA-Weltmeisterin im Superfliegengewicht für die Chance ihres Lebens zwei Kilogramm mehr Gewicht als üblich abkochen musste, um im nächsttieferen Limit antreten zu dürfen. Mithilfe einer Ernährungsberaterin und unter ständiger Beobachtung ihres Leibarztes sei dies jedoch kein Problem gewesen, sagt sie. „Ich fühle mich körperlich absolut fit und bereit für eine Schlacht!“

Eine solche darf man wohl erwarten. Kentikians Trainer Magomed Schaburow kündigte bereits an, sein Schützling werde „von Beginn an ein Feuerwerk“ abschießen. Gaite will sich davon jedoch nicht beeindrucken lassen. Sie boxe den typisch argentinischen Stil, „aggressiv, immer nach vorn“, könne sich aber durchaus auch auf ihre Gegnerin einstellen. „Susi ist eine großartige Weltmeisterin, und ich bin mir sicher, dass wir einen tollen Kampf bieten werden“, sagt sie.

Auf Unterstützung ihrer Familie muss die Normalauslegerin, die erstmals außerhalb Argentiniens antritt, in Deutschland nach dem Tod ihres Vaters verzichten. Fünf Schwestern und neun Brüder werden im heimischen Cordoba, wo Gaite selbst eine eigene Wohnung besitzt, die Daumen drücken. „Die Familie bedeutet uns Argentiniern viel. Für sie will ich in Hamburg siegen und Kentikians Titel zu Ehren meines Vaters mit nach Hause bringen“, sagt sie.