Im Abendblatt-Interview spricht Universum-Chef Klaus Peter Kohl (65) über die Gründe für die Niederlage Ruslan Chagaevs und die weiteren Pläne mit dem usbekischen WBA-Weltmeister.

Abendblatt : Herr Kohl, sind Sie enttäuscht über die Leistung von Ruslan Chagaev?

Kohl : Nein. Wir müssen ganz klar anerkennen, dass Wladimir der bessere Mann war. Er hat hochverdient gewonnen und hat das ganz hervorragend gemacht. Es war der beste Wladimir, den ich je gesehen habe.

Abendblatt : Was zeichnet den Klitschko im Jahr 2009 aus?

Kohl : Er lässt sich nicht beeindrucken, hat eine großartige Beinarbeit, boxt mit enormem Tempo und konnte heute sofort umschalten, als er merkte, dass Ruslan sich gut auf seinen Jab eingestellt hatte. Er hat eindrucksvoll bewiesen, warum er derzeit die Nummer eins im Schwergewicht ist.

Abendblatt : Was hätte Chagaev tun müssen, um ihm doch gefährlich zu werden?

Kohl : Das Konzept, über Körpertreffer an ihn heranzukommen und dann mit dem linken Haken zum Kopf zu gehen, war an sich schon richtig. Das Problem war, dass Ruslan den zweiten Schritt nie gehen konnte.

Abendblatt : Wie sehr hat ihn der Niederschlag in Runde zwei aus dem Konzept gebracht?

Kohl : Es ist sicherlich eine harte Erfahrung, gleich in der zweiten Runde eines solchen Kampfes zum ersten Mal in der Karriere zu Boden zu müssen. So etwas beeinflusst selbst einen nervenstarken Mann wie Ruslan. Danach hat er zu häufig den Fehler gemacht, bei Wladimirs Attacken rückwärts zu gehen anstatt zur Seite. Die Vielzahl der harten Treffer waren es, die dann zur Aufgabe führten. Eine Aufgabe, die richtig war.

Abendblatt : War es trotz der klaren Niederlage richtig, diesen Kampf mit nur 14 Tagen Vorbereitungszeit zu machen?

Kohl : Auf jeden Fall, es war für Ruslan eine Riesenchance und eine großartige Erfahrung. Er ist ja erst 30, das ist für einen Schwergewichtler kein Alter. Für ihn geht es jetzt erst richtig los, er wird in der Zukunft noch für Aufsehen sorgen.

Abendblatt : Wie sehen denn nun die nächsten Schritte aus?

Kohl : Wir werden nun abwarten, was die WBA im Fall des abgesagten Kampfes mit Nikolai Valuev entscheidet, und dann werden wir die nächsten Schritte planen.

Abendblatt : Sehen Sie irgendjemanden im Schwergewicht, der Wladimir schlagen kann?

Kohl : Im Moment könnte das nur sein Bruder, aber diesen Kampf wird es nicht geben.

Abendblatt : Ihr Hoffnungsträger Alexander Dimitrenko ist bei der WBO Pflichtherausforderer für Wladimir. Nach den Erfahrungen von heute sollte er wohl lieber noch ein paar Kämpfe dazwischen schieben, oder?

Kohl : Mit den Eindrücken von heute würde ich sagen: Da haben Sie Recht.