Gegen die USA waren Skip John Jahr und Co. erstmals richtig schlecht. „Das war zum Abgewöhnen“, fand Mitspieler Felix Schulze. Zwei völlig verpatzte Ends brachten in Sotschi die Entscheidung.

Sotschi. Auch die Höhenluft der Berge hat den deutschen Curlern in Sotschi keinen Auftrieb mehr gegeben. Das erste richtig schwache Spiel besiegelte die fünfte Niederlage nacheinander und lässt die Olympia-Debütanten um John Jahr langsam verzweifeln. „Wir haben wie Anfänger gespielt“, klagte der Skip am Freitag nach dem 5:8 gegen die alles andere als übermächtigen US-Amerikaner. „Furchtbar, furchtbar!“ Am ersten freien Tag dieser Winterspiele wollten die Hamburger Sportler bei einem Entspannungstrip in den Kaukasus nach dem verpatzten Turnierstart ihre Köpfe frei bekommen – doch dann kam es noch schlimmer.

„Es lief von Anfang an beschissen, ich persönlich habe hier noch nie so schlecht gespielt“, klagte Jahr. Den Amerikanern, die im „Ice Cube“ von Sotschi selbst Fehler machten, reichten zwei verkorkste Ends der Deutschen, in denen Jahr und Teamkollege Felix Schulze jeweils vier Steine herschenkten. „Vier ist eine Katastrophe“, räumte Schulze ein, der im deutschen Team immer die letzten und entscheidenden Steine spielt. Er fand: „Das war zum Abgewöhnen.“

Mit den erfahrenen Mannschaften mithalten, die eigene Leistung aus der Olympia-Qualifikation bestätigen, und ein bisschen vom Halbfinale träumen – all das hatte sich das Team zum Ziel für Sotschi gesetzt. „Die Playoffs sind jetzt weg“, sagte Schulze. „Mir tut es leid, weil ich weiß, dass es Leute gibt, meine Freunde zum Beispiel, die morgens um sechs Uhr aufstehen, weil die es cool finden, Curling zu gucken.“

Zweimal hatte der Rechtsanwalt, der wie alle seine Teamkameraden Curling nur nach Feierabend betreibt, den Gegnern die Chance auf die vielen Zähler ermöglicht. Im dritten End gingen seine schnellen Takeout-Versuche völlig daneben. „Mich lässt das ein bisschen verzweifeln, denn das ist eigentlich meine Stärke“, sagte Schulze. Im siebten End schätzten die vier Spieler die Situation total falsch ein. „Das war strategischer Müll“, sagte Schulze. „Da wollte ich am liebsten vom Eis gehen. Aber man sagt sich, komm, hier ist Olympia, die Anderen müssen ihre Steine erst spielen, da gibt man nicht auf.“

Von nun an gehe es um die Ehre. „Wir haben hier ein Gesicht zu wahren“, machte Schulze deutlich. „Wir wollten die Leute für den Sport begeistern, aber so ein Spiel begeistert nicht.“ Schon am Freitagabend stand das nächste Duell der deutschen Truppe gegen die Schweiz an. „Wir wollen endlich diesen beschissenen Punkt holen“, meinte Jahr, „den haben wir in den ersten Spielen schon verdient.“

Etwas resignierend blickte der 48-Jährige auf den Medaillenspiegel: „Schön, dass unser Land so gut ist – wir werden hier keine Medaille holen.“