Das Hamburger Curlingteam ist im olympischen Dorf eingezogen. Der 48-jährige Skip John Jahr darf ein Einzelzimmer beziehen. Ein erster Stadtbummel durch Sotschi ist bereits erledigt.

Sotschi. Ein Stadtbummel in Sotschi, das musste am Freitag sein. Eindrücke sammeln, auch von Land und Leuten. „Es war herrliches Wetter, strahlender Sonnenschein, neun Grad“, erzählt Christopher Bartsch, der dem Abendblatt abwechselnd mit John Jahr die Eindrücke des Hamburger Curlingteams bei den Olympischen Spielen schildern wird. „Es geht uns sehr gut.“

Am Morgen hatten sie noch Gymnastik und etwas Ausdauersport gemacht. Dann stand der Bummel durch die rund 40 Kilometer vom Olympiazentrum „Küstenregion“ entfernte 350.000-Einwohner-Stadt an. Es gibt eine Eisenbahnverbindung in die City, die haben sie genommen, „eine tolle Strecke, direkt an der Küste entlang.“

Auch vom Olympiapark ist Bartsch begeistert. „Hier ist alles fertig geworden, die Gebäude sind teilweise großartig.“ Insbesondere die bunten Farbspiele am Bolschoi-Eispalast, Austragungsort der Eishockeyspiele, haben es ihm angetan: „Da flimmerte mit LED-Leuchten so ein Countdown bis zur Eröffnung. Das sah toll aus.“

Die Curling-Halle verblasst hinter diesem Glanz. Sie bietet „nur“ 3000 Zuschauern Platz und wird nach den Spielen wieder demontiert. Gelegenheit, das Eis zu testen, hatten sie am Freitag noch nicht. Erst am Montag, um 10 Uhr deutscher Zeit, steht das Auftaktspiel gegen den Topfavoriten Kanada an. Dann und im zweiten Spiel am Dienstag (11 Uhr) gegen Großbritannien werden auch die Familien der Hamburger in der Halle sein und die Daumen drücken. Bartsch erwartet übrigens nicht, dass es bei ihren Spielen besonders voll wird: „Der Eintritt ist hoch, und Curling ist nicht so populär.“

Drei Appartements haben sie im olympischen Dorf neben den Wettkampfstätten am Schwarzen Meer bezogen. Der DOSB hat seinen Athleten Fahrräder besorgt, damit die sich im Dorf bewegen können. Außerdem gibt es eine Shuttlebus-Linie. In so einem olympischen Dorf ist für alles gesorgt. Einkaufsmöglichkeiten, Spielhalle, Entertainment, was immer das Herz begehrt. Und das große Restaurant. „Die Verpflegung ist sehr gut“, meint Bartsch, „hier gibt es wirklich alles.“ An jeder Ecke stehen Getränkeautomaten herum, die mit Produkten eines olympischen Hauptsponsors gefüllt sind.

Bartsch und Felix Schulze teilen sich ein Zimmer, ebenso Peter Rickmers und Sven Goldemann. Skip Jahr hat das Privileg eines Einzelzimmers. „Die Räume sind etwas spartanisch eingerichtet“, berichtet Bartsch. Zwei Betten, zwei Stühle, Schränke, fertig. An die karge Wand haben sie eine Hamburg-Fahne gehängt, die ihnen Ingrid Unkelbach mitgegeben hatte, die Leiterin des Hamburger Olympiastützpunktes. Einen aufblasbaren Sessel haben sie sich selbst besorgt.

Außer dem Curling-Team sind noch die deutschen Eishockeyfrauen, die Eiskunst- und die Eisschnellläufer „unten“ untergebracht. Nordische und alpine Athleten sowie die Schlittenfahrer sind in der Bergregion. „Wir haben noch keinen engen Kontakt zu den anderen deutschen Sportlern gehabt“, sagt Bartsch. Das sollte sich aber am Freitagabend beim Einmarsch der Nationen bei der Eröffnungsfeier ändern. Die Erfüllung eines „Lebenstraums“ war spätestens in dem Moment Realität, als das olympische Feuer im Fischt-Olympiastadion entzündet wurde.