8,99 Millionen Zuschauer sehen die Eröffnungszeremonie. Mit einer pompösen Zeremonie wurden die Olympischen Winterspiele eröffnet. IOC-Präsident Bach wagte einen mutigen Appell. Doch der Funke wollte weder bei Technik noch Publikum richtig überspringen.

Sotschi. Die ersten Olympischen Winterspiele in Russland haben begonnen. Präsident Wladimir Putin eröffnete den Wettbewerb am Freitagabend offiziell, IOC-Präsident Bach richtete vor einem Millionenpublikum eine mutige Botschaft an die Politik. Doch eine technische Panne, bei der ausgerechnet der olympische Ring als Einziger nicht im Stadion leuchtete, und einige Längen sorgten bei der Zeremonie auch für Verdruss.

In Deutschland verfolgten 8,99 Millionen Zuschauer die Eröffnungszeremonie an den Bildschirmen. Das entspricht einem Marktanteil von 39,5 Prozent.

Lediglich „okay“ fand etwa Skispringer Severin Freund die rund zweieinhalbstündige Eröffnungsfeier, Fahnenträgerin Maria Höfl-Riesch zeigte mehr Begeisterung. „Ein Wahnsinnserlebnis“ sei die Zeremonie gewesen, so die Medaillenhoffnung beim Ski Alpin.

Die Reaktionen der Sportler auf die Feier vor 40.000 Zuschauern im Fischt-Stadion fielen am Freitag recht unterschiedlich aus. Während die gut zweieinhalbstündige Show für Höfl-Riesch „von den Emotionen her unbeschreiblich war“, fand Freund „London irgendwie offener“. Zum Auftakt des ersten Weltfestes des Wintersports in Russland wollte die Begeisterung nicht bei allen überspringen.

Um 22.26 Uhr Ortszeit hatte der russische Staatspräsident Wladimir Putin mit der offiziellen Eröffnung das Startsignal für die Spiele gegeben. 27 Minuten später entzündeten die dreimalige Paarlauf-Olympiasiegerin Irina Rodnina und der legendäre Eishockey-Torwart Wladislaw Tretjak am Ende eines über 65.000 Kilometer führenden Fackellaufs gemeinsam das olympische Feuer.

Thomas Bach wartete bei seiner ersten Olympia-Eröffnung als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees mit einer mutigen Botschaft auf. Der oberste Olympier forderte die Politiker auf, ihre „Meinungsunterschiede in einem friedlichen, direkten Dialog zu adressieren und nicht auf dem Rücken dieser Athleten“.

Bach habe in seinen Worten „die aktuellen Diskussionen nochmal auf den Punkt gebracht und zugleich die Athleten eindrucksvoll in den Mittelpunkt gestellt“, urteilte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Den Sportlern rief Bach zu: „Respektiert die Regeln, kämpft fair, seid sauber und habt Respekt vor euren Gegnern.“

In der Eröffnungszeremonie vor einem geschätzten Milliardenpublikum weltweit vor den TV-Geräten wollte sich Russland unter dem Motto „Dreams of Russia“ der Welt als herzlicher Gastgeber präsentieren, doch echte Stimmung wollte nicht aufkommen. Als im Anfangsteil der Feier fünf große Schneeflocken zu den leuchtenden olympischen Ringen wurden, versagte bei jenem Ring die Technik, der den amerikanischen Kontinent repräsentiert. Es handelte sich hierbei jedoch um eine technische Panne und kein etwaiges politisches Statement.

Auch der vom Stadiondach rieselnde echte Schnee sorgte eher für unterkühlte Atmosphäre auf den Rängen. Der deutsche Chef de Mission, Michael Vesper, fand dagegen: „Das war ein lockerer und unterhaltsamer Streifzug durch die russische Geschichte, gewürzt mit selbstironischen Elementen.“

An dem 16-tägigen Spektakel auf Eis und Schnee in der Küstenstadt und der rund 50 Kilometer entfernten Bergregion um Krasnaja Poljana im Kaukasus nehmen rund 2900 Sportler teil, die von 87 teilnehmenden NOK's entsandt wurden. Mit der Eröffnungsfeier erlebten die mit 37,5 Milliarden Euro teuersten und von massiven Sicherheitsmaßnahmen begleiteten Spiele in der frühlingshaft anmutenden Stadt einen friedlichen Auftakt. Insgesamt sind zur Gewährleistung der Sicherheit bei Olympia zu Lande, zu Wasser und in der Luft mehr als 40 000 Kräfte im Einsatz.

Nach der gut zweieinhalbstündigen Show in dem nur für Eröffnungs- und Schlussfeier genutzten Stadion gehören die olympischen Arenen bis zum 23. Februar den Athleten, die in 98 Wettbewerben um Gold, Silber und Bronze kämpfen. Als erste Sportler wetteifern am Samstag (09.45 Uhr MEZ) die Snowboarder im Slopestyle-Wettbewerb der Herren um Edelmetall. Die deutschen Hoffnungen tragen am ersten Wettkampftag vor allem die Biathleten beim Sprintrennen über 10 Kilometer.

Den Verlauf der Eröffnungszeremonie können Sie hier im Minutenprotokoll nachlesen.

Als 21. Mannschaft zog das von Ski-Doppelolympiasiegerin Höfl-Riesch angeführte deutsche Team ein, das in Sotschi seine Position unter den Top 3 der Wintersport-Nationen behaupten will. Die rund 100 farbenfroh im 70er Jahre-Look gekleideten Funktionäre und Sportler wurden wie viele Mannschaften eher verhalten begrüßt. Dagegen heimsten die von Bobpilot Alexander Subkow ins Stadion geleiteten russischen Sportler beim Einmarsch der Nationen frenetischen Beifall ein.

Danach boten rund 9000 Darsteller eine Zeitreise durch die russische Geschichte, die allerdings nicht frei von Längen war. Die vom künstlerischen Leiter Alexander Ernst mit großem Aufwand inszenierte Show wurde von klassischer Musik und Balletteinlagen begleitet und spannte den Bogen von der Epoche unter Zar Peter dem Großen über die Novemberrevolution 1917 bis in die Moderne.

Zu einer Panne war es kurz nach Beginn der Feier gekommen, als eine riesige künstliche Schneeflocke nicht wie geplant zu einem der fünf olympischen Ringe aufging. Somit waren in der Arena nur vier Ringe zu sehen. Operndiva Anna Netrebko sang die olympische Hymne, nachdem zuvor die russische Fahne von Kosmonauten im Stadion gehisst worden war. Im Rahmenprogramm der Eröffnungsfeier trat unter anderem das ehemalige Pop-Duo Tatu auf, dessen lesbische Symbolik nicht nur in Russland für viel Wirbel gesorgt hatte.