“Mehr war nicht drin“, befand Anni Friesinger-Postma nach dem 1500-Meter-Lauf der Damen, wo es wieder keine Medaille für die Deutschen gab.

Richmond. Die deutschen Eisschnellläuferinnen warten weiter auf ihre dritte Medaille bei den Wettbewerben im Olympic Oval von Richmond. Über 1500 Meter glitten Anni Friesinger-Postma (9.; 1:58,67 Minuten) vom DEC Frillensee Inzell, Daniela Anschütz-Thoms (10.; 1:58,85) aus Erfurt sowie die Berlinerinnen Monique Angermüller (13.; 1:59,46) und Isabell Ost (22.; 2:01,69) erneut weit am Podium vorbei. „Das war nichts“, befand der deutsche Verbandspräsident Gerd Heinze. Olympiasiegerin wurde die Niederländerin Ireen Wüst in 1:56,89 Minuten vor der Kanadierin Kristina Groves (1:57,14) und 3000-Meter-Olympiasiegerin Martina Sablikova (1:57,96) aus Tschechien.

Weil sie in dieser Saison im Weltcup einen fünften Platz als bestes Resultat vorzuweisen hatte, musste Friesinger schon früh aufs Eis, als elftes von 18 Paaren Ihr Duell mit der Japanerin Tabata Maki gewann zwar, ihre Zeit von 1:58,67 Minuten, das wusste sie sofort, würde nicht für einen Spitzenrang reichen. Doch ihre Enttäuschung hielt sich in Grenzen, Friesinger lächelte, winkte ins Publikum und bedankte sich für die „Anni, Anni“-Rufe. „Ich habe alles versucht und mir nichts vorzuwerfen, ich habe schon in der zweiten Runde gemerkt, dass nichts mehr drin ist. Mit fehlen doch einige Trainingseinheiten“, sagte sie hinterher.

Die 1500 Meter waren Friesingers letztes Einzelrennen bei Olympischen Spielen. Vier Medaillen hatte sie zuvor bei drei Teilnahmen gewonnen, Gold über 1500 Meter 2002 in Turin und 2006 in der Teamverfolgung mit ihrer Dauerrivalen Claudia Pechstein, hinzu kamen zwei Bronzemedaillen, 1998 über 3000 Meter und 2006 über 1000 Meter. In Vancouver sollte die fünfte folgen. "Das war nicht die Anni die ich kenne, mir fehlt die Kraft und die Dynamik", analysierte sie. Eine Chance hat die 33-Jährige noch: die Teamverfolgung am Ende der Woche mit dem Finale am Sonnabend. Zusammen mit den beiden Erfurterinnen Stephanie Beckert (21) und Daniela Anschütz-Thoms (35) sollte Friesinger aufs Podium fahren können, sogar Gold scheint wie vor vier Jahren in Turin möglich.

Nach Platz 14 über 1000 Meter hatte Friesinger ihre Hoffnungen auf die 500 Meter längere Strecke gesetzt, vergeblich. Auf ihr ist ein explosiver Start nicht so entscheidend, der ihr immer noch Probleme mit dem zweimal operierten rechten Knie bereitet. Das hielt zwar den Belastungen zuletzt stand, füllte sich nicht mehr mit Flüssigkeit, funktionsfähig wie zu besten Tagen ist es dennoch nicht mehr. 20 Jahre Leistungssport fordern eben ihren Tribut. Dennoch will sie ihre Karriere erst im nächsten Jahr beenden, im März 2011 bei den Einzelstrecken-Weltmeisterschaften in Inzell. Dort hatte ihre Laufbahn einst begonnen, dort soll sie auch enden, hat sie entschieden. Für 35 Millionen Euro bekommt Inzell jetzt ein überdachtes Eisstadion. Es könnte einmal Friesingers Namen tragen.