In Vancouver ist für die deutschen Athleten im Shorttrack bisher nichts zu holen. Doch noch gibt es weitere Chancen im Laufe der Spiele.

Vancouver. 18 Monate hatte Shorttrack-Bundestrainer Eric Bédard (nur) Zeit, seinen Schützlingen einzubläuen, dass sie mehr können als Trostpreise abzuholen. „How to win“, wie der Kanadier philosophiert. Der dritte Tag im proppenvollen Pacific Coliseum bestätigte die Mut-Injektion des engagierten Coachs, obwohl die Meriten ausblieben. Weil zuerst Aika Klein über 1500 Meter und anschließend Tyson Heung im Viertelfinale (1000 m) seine Anordnungen befolgten, aggressiv liefen – und doch scheitern. Das Ergebnisblatt spiegelte ihr Engagement nicht wider. Ausgeschieden. Die Hoffnung bleibt auf die letzte Option. Die Rostockerin peilt – mit guter Form – die 1000 Meter am Mittwoch an (ab 2 Uhr MEZ in der Nacht zum Donnerstag), der Deutschkanadier seine Lieblingsstrecke (500 m). Aber zunächst sitzt der Frust tief.

Szene im Innenraum. Sebastian Praus tröstet seine Partnerin, der Trainer lässt die beiden allein. Für einen Moment. Dann schart sich ein Teil des Teams um die junge Frau, die in Vancouver als Einzelstarterin antreten musste. Immer mit den Männern, was – im Gegensatz zum Eisschnelllaufen – eher unproduktiv ist. Auch zum Betreuerstab gehört keine weibliche Person: Solistin Aika. Sie hat sich nichts vorzuwerfen, wurde in ihrem Lauf gestoßen, kam wieder in Position – und eigentlich hätte das Rencontre mit der Amerikanerin zu ihren Gunsten ausgehen können. Stattdessen: Disqualifikation. „Vor vier Tagen verließ ich das Eis.“ Sie war mental wie körperlich am Ende, wechselte die Kufen – und fühlte sich wieder fit. „Das B-Finale wäre möglich gewesen“, sicherlich ein Fingerzeig für ihre Sportart.

Und nun? Das Karriereende rückt näher. „Wir haben unsere Reserven geopfert, waren immer sparsam, hatten auf Urlaub verzichtet“, berichtet die Sportlerin. Nun muss sie an ihre berufliche Zukunft denken, obwohl sie dem Frauen-Staffelteam allerhand zutraut. „Wäre hier Tolles passiert, vielleicht hätte sich noch etwas ergeben...“ Doch das Tableau signalisiert Nein. Im März schließt Aika Klein (27) ihr BWL-Studium ab. „Ich musste mit dem finanziellen Minimum auskommen, aber es war lohnenswert, andere hätten solche Erlebnisse nicht gehabt.“

Es steht je ein Wettbewerb aus, doch blauäugig blicken Aika und Sebastian nicht in die Zukunft. Sie waren bei Olympia, davon träumen andere ein Leben lang. Erst recht Vertreter der Zunft Shorttrack, in Deutschland ein eher schwaches Pflänzchen. Auch Tyson Heung hatte das Zeug, die Trainer-Order umzusetzen. Aber zwei Superstars, Charles Hamelin (Kanada) und Anton Ohno (USA), später Gewinner der Bronzemedaille, ließen den 30-Jährigen, der es probierte, nicht passieren. Rückschläge auf dem Weg nach oben. Und die Konkurrenzen verdeutlichten, dass Europas Skater gegen Nordamerika sowie Korea und China häufig einem Schneeball in der Hölle des Pacific Coliseum glichen. Folgerichtig erklangen am Ende die Nationalhymnen von China (Yang Zhou/1500 m Frauen) und Korea (Jung-Su Lee/1000 m Männer).