Die Angreifer des Kiezclubs trafen in dieser Saison bislang deutlich seltener als die Konkurrenz. Ex-Kollege Saglik ist hingegen an der Spitze der 2. Liga.

Hamburg. Christopher Nöthe brachte es auf den Punkt. Als er am vergangenen Sonnabend nach der 1:4-Pleite in Kaiserslautern in den Katakomben des Fritz-Walter-Stadions die Partie analysierte, wirkte der Stürmer frustriert. Keine einzige Flanke sei in 90 Minuten bei ihm angekommen. „Wir haben viel zu viel geholzt und unsere eigentliche Stärke, das Kombinationsspiel, vernachlässigt. So ist es aber schwer, ein Tor zu erzielen“, beklagte der 25-Jährige.

Wieder war St. Paulis Sturmspitze ohne Treffer geblieben. Zwei Schüsse hatte er in Richtung des gegnerischen Tores abgegeben. Seinen bislang einzigen Treffer hatte Nöthe beim 1:2 am Millerntor gegen Paderborn Anfang Oktober erzielt. Dennoch sagt der Westfale: „Dieses Tor nach langer Durststrecke hat mir Selbstvertrauen gegeben. Ich zeige mich mehr, kann darauf aufbauen.“ In der Tat lieferte der Ex-Fürther in den vergangenen Wochen äußerst engagierte Spiele ab. Doch viel mehr in der Eroberung des Balles im Mittelfeld und der Ballverteilung auf die Außenspieler als in dem Versuch, Tore zu erzielen – seinem eigentlich primären Anliegen. „Wenn der letzte Pass nicht ankommt, kannst du kein Tor schießen. Natürlich ist das ein bisschen frustrierend“, gibt Nöthe zu.

Auch unter dem neuen Cheftrainer Roland Vrabec wird Nöthe am Montag gegen Energie Cottbus wohl zur Startelf gehören. Sturmkollege John Verhoek, der sich seit Wochen mit muskulären Problemen plagt und weiter ausfällt, erzielte zu Beginn der Saison vier Treffer, kam vor seiner Verletzung zuletzt aber ebenfalls zu selten zu Abschlüssen.

Die Stürmer hängen häufig in der Luft, es herrscht Flaute in St. Paulis vorderster Reihe. Ein Punkt, der den Kiezclub von den Spitzenteams der Zweiten Liga unterscheidet und an dem Vrabec nun arbeiten muss. Sechs Stürmertore gelangen in 13 Partien, das letzte datiert vom 4. Oktober (Nöthe). Während Spitzenreiter 1. FC Köln zehn Tore der Angreifer verbuchen kann, erzielten Union Berlins Stürmer Sören Brandy, Adam Nemec und Simon Terodde zwölf Treffer, Kaiserslauterns Mohamadou Idrissou und Simon Zoller trafen sogar jeweils siebenmal. Zwar liegt St. Pauli mit 18 Toren im Ligaschnitt, doch ein konstanter Knipser wird noch vergeblich gesucht. Statistisch brauchte das Team zehn Versuche für einen Treffer.

In der Spielzeit 2011/12, als Fürth den Bundesligaaufstieg schaffte, hatte Nöthe sich mit 13 Treffern den Spitznamen „Strafraumschleicher“ erworben. Er gehörte zu der Sorte Torjäger, die im entscheidenden Moment am richtigen Ort zur Stelle waren. „Auch da hat es seine Zeit gebraucht, das war schon meine dritte Saison in Fürth“, erklärt Nöthe: „Wir sind zurzeit auf einem Zickzackkurs, wir befinden uns in einer Lernphase“, bittet er um Geduld.

Bester Torjäger im Fußball-Unterhaus ist übrigens ausgerechnet ein früherer St. Paulianer: Mit neun Treffern führt Paderborns Mahir Saglik, der Hamburg im Januar verlassen hatte, die Torschützenliste an. Exakt so viele Tore hatte er in eineinhalb Jahren auf St. Pauli erzielt.