Ein Kommentar von Carsten Harms

Am Abend des 20. Dezember könnte für Roland Vrabec schon Weihnachten, aber auch bereits Aschermittwoch sein. An jenem Tag wird der FC St. Pauli sein letztes Zweitligaspiel vor der Winterpause bestreiten, Aufsteiger Karlsruher SC ist dann zu Gast im Millerntorstadion. Mit dieser Partie endet die Phase, in der der vorläufige Cheftrainer des FC St. Pauli die Chance hat, sich zu bewähren und für ein längerfristiges Engagement in dieser Funktion zu empfehlen. Statt nur für ein Spiel, wie ursprünglich nach der Trennung von Michael Frontzeck geplant, darf Vrabec nun also in gleich sechs Partien die Chef-Rolle einnehmen. Danach heißt es dann für ihn „Bescherung“ oder „alles vorbei“.

Man mag St. Paulis Clubführung vorhalten, nur deshalb zu dieser scheinbar einfachen Lösung gegriffen zu haben, weil sie nach der Trennung von Frontzeck nicht sofort einen „richtigen“ Nachfolger aus dem Hut zaubern konnte. Dabei hat es dem Vernehmen nach an Bewerbungen ja nicht gemangelt. Aber eine naheliegende Lösung muss keine schlechte sein. Auf jeden Fall ist es absolut sinnvoll, Vrabec nicht von Spiel zu Spiel auf den Prüfstand zu stellen und den Spielern damit zu signalisieren, dass ihnen praktisch täglich ein neuer Mann vorgesetzt werden könnte.

Sechs Spiele, je drei im heimischen Millerntorstadion und drei auswärts, werden zwar keine umfassende, aber doch eine solide Entscheidungsgrundlage für die Antwort auf die Frage bilden, ob Vrabec mehr als nur ein Aushilfstrainer ist. Eine interne Lösung hätte zudem den Charme, nahezu kostenneutral zu sein. Das aber darf nur ein Randaspekt sein.