Die Profis des FC St. Pauli wissen, was sie an ihrem Arbeitgeber haben - Zusammenhalt als Schlüssel zum Erfolg. Auch in der ersten Liga.

Teistungen. Es sind keine geflügelten Worte, die Parole ist Programm: St. Pauli ist die einzige Möglichkeit. Für die Fans gilt der Spruch, vor Jahren geschmiert an eine Häuserwand in der Bleicherstraße, sowieso. Die Buchautoren Mike Glindmeier, Folke Havekost und Sven Klein wählten ihn sogar zum Titel ihres 2009 erschienenen Werks. Doch auch für die Spieler der Aufstiegsmannschaft ist der Satz - zumindest momentan - Gesetz. Kein Profi wollte den FC St. Pauli nach dem Aufstieg verlassen. Gouiffe a Goufan, Biermann, Borger, Bourgault und Sako gingen unfreiwillig. Spieler wie Florian Lechner, Marcel Eger oder auch Davidson Drobo-Ampem und Jan-Philipp Kalla blieben trotz schwieriger Perspektive. Mittelfeldmann Thomas Meggle outete sich nach seinem Karriereende im Mai gar als Sozialromantiker. "Man entscheidet sich irgendwann in seinem Leben für einen Verein. Und dem bleibt man treu." Der 35-Jährige ist in diesen Tagen im Trainingslager von Teistungen folglich weiter mit dabei. Er blieb dem Verein als Co-Trainer erhalten. Dass er neben den fünf Neuzugängen auch alle Leistungsträger der vergangenen Saison in zwei täglichen Übungseinheiten anleitet, überrascht hingegen. Anders als bei den Aufsteigern der vergangenen Jahre und im Gegensatz zu Meister 1. FC Kaiserslautern hatte die torgefährlichste und spielstärkste Mannschaft der Zweiten Liga keinen ungeplanten Abgang zu verschmerzen.

Thomas Meggle im Interview über sein Karriereende: Das nächste Kapitel

"Wir haben kein einziges Angebot erhalten", berichtet Sportchef Helmut Schulte. Dabei lagen zumindest einigen Spielern lukrative Angebote vor. "Sicher gab es Anfragen von anderen Vereinen", sagt Mittelfeldspieler Matthias Lehmann, "aber für mich war das uninteressant. Es stand immer fest, dass ich beim Aufstieg bleiben würde. Weshalb sollte ich mir etwas kaputt machen, das ich gerade erst mit aufgebaut habe?" Lehmann hat andere Ziele, will sein gutes Jahr in der Bundesliga bestätigen.

Gleiches gilt für Talent Deniz Naki. Auch er hatte nach seinem Premierenjahr beim FC St. Pauli Kontakt zu anderen Vereinen. "Ja, es waren Angebote da. Aber ich fühle mich hier sehr wohl. Die Fans sind super, die Kollegen sind super, der Trainer ist super", sagt der Flügelflitzer und skizziert damit das Erfolgsgeheimnis: "Wir sind hier tatsächlich wie eine Familie. Es gibt keine Grüppchenbildung. Ich war zwei Wochen bei St. Pauli, und es fühlte sich an, als seien es bereits zwei Jahre." Alle loben den Zusammenhalt, die einzigartige Geschlossenheit, und beschreiben damit einen Wohlfühlfaktor, der unter dem Strich nur ein Ergebnis zulässt.

"Wer sich hier nicht integriert, ist selber schuld", hat Mittelfeldspieler Florian Bruns einmal gesagt. St. Pauli ist die einzige Möglichkeit. Eine These, die weiterhin Bestand hat. Wenngleich bei aller Sozialromantik letztlich auch der sportliche Erfolg über die Nachhaltigkeit dieser entscheiden wird.