In Trikots von Do You Football stiegen St. Pauli und Kaiserslautern in die Bundesliga auf - und brachten dem Hamburger Ausrüster Finanzprobleme.

Hamburg. Dass der gestrige Tag für die Do You Football GmbH ein besonderer werden würde, hatte seit Wochen festgestanden. Donnerstag, der 15. Juli, war auserkoren worden, um das Premium-Objekt der Produktpalette in den Verkauf zu geben: die neue Trikotkollektion des FC St. Pauli . Einen Tag vor dem Testspiel des Bundesliga-Aufsteigers gegen Bayer Leverkusen (siehe Text unten rechts auf dieser Seite) sollte den Fans die Möglichkeit gegeben werden, ihrer Vorfreude auf die bevorstehende Saison auch endlich optisch Ausdruck zu verleihen.

Doch der Startschuss war in der Firmenzentrale in Hamburg-Ottensen längst nach hinten losgegangen. Der Tag vor dem ersten Härtetest für Spieler und Trikotage war gleichbedeutend mit dem Tag nach dem schweren Gang zum Insolvenzgericht. Am Mittwoch hatte Geschäftsführer Bernd von Geldern dort überraschend einen Insolvenzantrag gestellt und die weiteren Partner 1. FC Kaiserslautern, VfL Bochum und Union Berlin informiert. St. Pauli war bereits am Dienstag von dem Schritt in Kenntnis gesetzt worden. Da mit Kaiserslautern und St. Pauli im Mai gleich zwei Vereine den Sprung in die Bundesliga geschafft hatten, stiegen Waren- und Sponsoringvolumen spürbar. Die Vorfinanzierung der Trikots war für Do You Football nicht mehr zu stemmen.

Was die Liquiditätsprobleme des Ausrüsters für die vier Klubs in der Konsequenz bedeutet, ist allerdings unklar. "Wir sind guter Dinge, dass die Geschäfte weitergehen werden", versichert Kaiserslauterns Sprecher Christian Gruber, "eine Insolvenz würde keinerlei Auswirkungen auf die Ausrüstung der Mannschaft in dieser Saison haben. Die Ware ist bereits da. Und auch alle wirtschaftlichen Fragen sind weitgehend geklärt." St. Paulis Geschäftsführer gibt sich ebenfalls zuversichtlich: "Wir gehen davon aus, dass wir weiter zusammenarbeiten werden", macht Michael Meeske Hoffnung. "Die Kollegen haben einen Restrukturierungsplan erstellt, und der hört sich für uns sehr plausibel an." Ob und wann das Insolvenzverfahren eröffnet wird, liegt ab sofort in der Hand von Rechtsanwalt Olaf Büchler, der als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt wurde.

Ein Wechsel zu einem anderen Anbieter steht für St. Pauli aktuell nicht zur Diskussion, zumal eine Insolvenz allein keine Kündigung des bis 2012 laufenden Ausrüstervertrags rechtfertigt. Finanzielle Außenstände bestehen nicht. Do You Football, das sich als Sponsor in St. Paulis Top-Kategorie "Herz von St. Pauli" neben dem Warenwert mit geschätzten 300 000 Euro jährlich engagiert, kam seinen Zahlungspflichten stets fristgerecht nach, zuletzt in diesem Sommer. Und auch das Material kam während der Vorbereitung stets pünktlich. Erst gestern nahm Teammanager Christian Bönig eine bestellte Lieferung entgegen. Dass das schwarz-weiße Logo in naher Zukunft von den Trikots verschwindet, gilt daher als unwahrscheinlich. Vielmehr könnte sich ein Insolvenzverfahren im übertragenen Sinn als Brustlöser erweisen, die Unternehmensstruktur modifizieren und die Chance für einen Neuanfang bieten.

Von 2005 bis 2007 war die 2004 in Norderstedt gegründete Do You Football GmbH eine Tochter der Miles Fashion Group, die seit 2007 zur Hamburger MPC-Gruppe gehört. 2009 wurde Miles von der milliardenschweren chinesischen Unternehmensgruppe Li & Fung geschluckt. Do You Football, das im abgelaufenen Geschäftsjahr 4,5 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete, blieb allerdings bei MPC. Eine Struktur, die sich nach erfolgreichem Insolvenzverfahren verändern könnte. Do You Football, das für sich reklamiert, "eine Fußballmarke mit Haltung" zu sein, soll fortbestehen. Die Suche nach Investoren hat bereits begonnen.