St. Paulis Marius Ebbers will seine Torquote in der Bundesliga verbessern. Trainer Stanislawski: “Er macht einen guten Eindruck.“

Schneverdingen. Wenn die Profis des FC St. Pauli heute ihre letzte Einheit vor der Abreise aus dem Trainingslager in Schneverdingen absolvieren, werden nebenan die finalen Vorbereitungen für das große Sommerfest des Schützenvereins von 1848 laufen. Ponyreiten, Kinderkarussell und Tanz unter dem Fallschirm sollen die Besucher anlocken. Die Kiezkicker werden von den eigentlichen Feierlichkeiten nichts mehr mitbekommen, weil sie sich im Anschluss an das Training auf den Weg zum Grillen beim ehemaligen Präsidenten Corny Littmann machen wollen.

Ganz ohne Schützenfest musste der Bundesliga-Aufsteiger während seiner Zeit in der Heide trotzdem nicht auskommen, gab es doch am Donnerstagabend ein klares 8:0 bei Eintracht Lüneburg. Zwei Tore steuerte Marius Ebbers bei, St. Paulis Schützenkönig der vergangenen Saison, der in diesen Tagen Anlauf auf seine vierte Bundesliga-Spielzeit nimmt. Er mache einen sehr guten Eindruck, sagt Trainer Holger Stanislawski. 20 Tore hat Ebbers zu St. Paulis Aufstieg beigetragen und damit seinen Ruf als Knipser bestätigt, wohlgemerkt als Zweitliga-Knipser.

Im Oberhaus, wo er bereits 46 Spiele für Duisburg, Köln und Aachen absolvierte, gelangen dem Stürmer gerade mal drei Treffer. Kritiker nennen ihn daher bedingt erstligatauglich. "Die Statistik spricht nicht gerade für mich", gesteht Ebbers ein. "Ich denke dennoch, dass ich schon gezeigt habe, dass ich mehr als ein Zweitliga-Torjäger bin. Immerhin habe ich mehr als 40 Mal in der Bundesliga gespielt, völlig blind kann ich also nicht sein." Eine Erklärung dafür, dass er in Liga zwei kaum zu stoppen ist, dort alle 189 Minuten ein Tor erzielte, und eine Klasse höher fast fünfmal so lang für einen Treffer brauchte, hat der 32-Jährige allerdings nicht.

Das Spiel sei in der Bundesliga schneller, man habe weniger Zeit zu überlegen, doch dies sei für ihn kein Problem. Immerhin habe er bei seinen Bundesligastationen seine Nebenleute gut aussehen lassen. Lukas Podolski wurde zu Kölner Zeiten ebenso Nationalspieler wie Jan Schlaudraff in Aachen. Eine ähnliche Trefferzahl wie in der letzten Zweitligasaison hält der gebürtige Essener für unwahrscheinlich. Sollte die Torausbeute vollends einbrechen, könnte wieder ein Mitspieler profitieren. "Dann sorge ich dafür, dass Gerald Asamoah in die Nationalmannschaft zurückkehrt", scherzt Ebbers. Das eine oder andere eigene Schützenfest wäre ihm ganz sicher lieber.

Mittelfeldspieler Matthias Lehmann musste am Freitag das Trainingslager vorzeitig verlassen, um sich einer Kernspintomografie zu unterziehen. Diagnose: Leichter Muskelfaserriss im Hüftbeuger.