Es ist auch seiner Ehrlichkeit geschuldet, dass Fabian Boll momentan auf der Bank Platz nehmen muss. Aber er rechnet sich Chancen aus.

Hamburg. Ein wenig ist es seiner eigenen Ehrlichkeit geschuldet, dass Fabian Boll die letzten drei Spiele des FC St. Pauli zunächst auf der Ersatzbank erlebte. Vor dem Auswärtssieg in Duisburg (2:0) hatte er seinem Trainer erklärt, dass sein Oberschenkel ihm wieder Probleme bereite. Holger Stanislawski war gezwungen, kurzfristig die Mannschaft umzustellen, brachte eine zusätzliche Offensivkraft, und seine Mannschaft lieferte in der ersten Halbzeit einen wahren Sturmlauf ab. Seitdem vertraut der Trainer der Anfangself. "Der Erfolg gibt der Mannschaft Recht, für mich ist es natürlich blöd gelaufen", sagt Boll, der bislang auf 16 Einsätze kommt, elf von Beginn an. "Alles in allem habe ich recht viel Einsatzzeit bekommen."

Dass es nicht mehr wurde, liegt zum einen an für den defensiven Mittelfeldmann "untypischen" muskulären Problemen, die ihn schon in der Hinrunde für zwei Spiele außer Gefecht setzten, und einer Viruserkrankung vor der Winterpause. Hinzu kommt die neue, offensivere Ausrichtung. Dass es nicht an seiner momentanen Leistung liege, habe Stanislawski ihm in zwei persönlichen Gesprächen bereits mitgeteilt. "Im Testspiel gegen Schalke und im ersten Saisonspiel gegen Ahlen war der Trainer zufrieden", sagt Boll, der neben seiner Fußballkarriere als Oberkommissar auch noch seine Laufbahn bei der Polizei vorantreibt.

"Wir können viele Systeme spielen, und gerade zu Hause sind wir sehr offensiv ausgerichtet", weiß Boll. Doch die offensivere Variante auf der Sechser-Position neben dem gesetzten Matthias Lehmann heißt Florian Bruns. "Der hat offensiv sicher mehr Qualitäten", sagt Boll über seinen Kollegen, "aber ich habe schon gezeigt, dass ich die Position durchaus genauso interpretieren kann." Immerhin hat der 30-Jährige es in der Hinserie auf drei Torvorlagen gebracht. Allerdings gilt auch für ihn: "Wenn man einmal raus ist, muss man sich bei uns erst mal hinten anstellen. Aber ich bin jetzt fast acht Jahre hier, die Trainer kennen mich, wissen, was sie an mir haben."

Boll rechnet sich in den kommenden Spielen gegen die Aufstiegskonkurrenz aus Kaiserslautern und Bielefeld bereits wieder Chancen aus, in einer defensiveren Aufstellung von Beginn an dabei zu sein. Bruns würde dann voraussichtlich in die offensive Mittelfeldreihe rutschen und Deniz Naki, Rouwen Hennings oder Max Kruse verdrängen. "Ich fühle mich gut, ich weiß, was ich kann", sagt Boll. "Und wenn ich gebraucht werde, dann bin ich da." Vorausgesetzt, er bleibt weiterhin beschwerdefrei. Falls nicht, würde sich der Kommissar jederzeit wieder selbst aus dem Kader kegeln.