Wie in der Hinrunde holt St. Pauli aus den ersten fünf Spielen 13 Zähler. Nun will man auch gegen die Konkurrenten um den Aufstieg punkten.

Hamburg. Die "dritte Halbzeit" war lang und intensiv. Nach dem in allen Belangen frostigen 0:0 am Freitag gegen den Tabellenvorletzten FSV Frankfurt gingen die Spieler des FC St. Pauli direkt zum gemütlichen Teil über. Mannschaftsabend auf St. Pauli. "Die Jungs sollten mal Fünf gerade sein lassen", sagt Trainer Holger Stanislawski, der dem Feier-Kollektiv für den Abend die Absolution erteilt hatte und sein Team erst am heutigen Montag zum Krafttest an der Kollaustraße zurück erwartet. "Es ist einfach schön, jetzt mal frei zu haben. Wir wollen die Zeit nutzen, um nachzudenken und mal sacken zu lassen, wie positiv diese Rückrunde bisher gelaufen ist." Die Zwischenbilanz fällt zwölf Spiele vor dem Saisonende vielversprechend aus.

Wie in der Hinrunde holten die Hamburger aus ihren ersten fünf Partien 13 Punkte und stehen erneut auf einem direkten Aufstiegsplatz. Alles wie gehabt also beim FC St. Pauli? Der elementare Unterschied zum Sommer findet sich im Detail. Es ist das Torverhältnis, das den Hinweis auf einen Reifeprozess liefert, den die Mannschaft in den dazwischen liegenden zwölf Spieltagen und vier Monaten vollzogen hat. 16:5 Tore standen nach den fünf Partien zum Saisonauftakt in der Statistik, 7:1 lautet die Bilanz nach dem Rückrundenstart. "Offense wins games, defense wins championships!" Das Team hat diese Binsenweisheit verinnerlicht, die Automatismen greifen mittlerweile auch im Spiel gegen den Ball. "Wir haben wie schon zuvor gegen Alemannia Aachen und den Karlsruher SC keine Torchance weggegeben", konnte Kapitän und Abwehrchef Fabio Morena nach dem Remis gegen Frankfurt zufrieden feststellen. Dass die einzigen Punktverluste 2010 einem 0:0 entsprangen, die beiden Zähler in der Hinrunde dagegen beim spektakulären 2:2 gegen Duisburg liegengelassen worden waren, ist alles andere als Zufall. St. Pauli stellt mittlerweile die zweitbeste Defensive der Liga und hat die von Sportchef Helmut Schulte und Stanislawski eingeforderte Vorgabe - nicht mehr Gegentore als Spieltage - aktuell sogar unterboten.

Neue Qualitäten, die nun auch in den zwei folgenden Topspielen in Kaiserslautern und gegen Bielefeld, gegen die es in der Hinrunde die ersten zwei Saisonniederlagen setzte, den Unterschied ausmachen sollen. "Da freut sich bei uns jeder drauf", sagt Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach, der das Wochenende zur Entspannung nutzte und die Beine hochlegte, "wir wollen da ein paar Punkte gutmachen."

Ganz bewusst nimmt Stanislawski den Gang raus und gibt seinen Spielern Zeit zum Durchatmen, um anschließend die Kräfte neu zu bündeln. So wird der Trainer auch die einzelnen Trainingsgruppen auf den Prüfstand stellen und neu einteilen. Eine Maßnahme, die der Trainer bereits vor dem 0:0 gegen Frankfurt angekündigt hatte und die nicht als Reaktion auf den verpassten fünften Rückrundensieg gewertet werden kann. "Dieses Spiel wird uns sicherlich nicht aus der Bahn werfen. Wir sind am 22. Spieltag, haben 46 Punkte auf dem Konto und können nicht mehr absteigen. Wir brauchen uns keine Gedanken zu machen. Das müssen andere Vereine in dieser Liga tun", so der Coach.

Es herrscht Ruhe im Lager des FC St. Pauli, wie auch Morena bestätigt: "Wir haben jetzt 13 Punkte aus den fünf Spielen des Jahres geholt. Da sollten wir alle die Kirche im Dorf lassen, und da kann man dann sicherlich auch mal feiern gehen."