Eintracht Frankfurts Trainer Armin Veh sieht den HSV auf dem Weg in die Europa League. Er verließ den HSV 2011, wäre aber gerne geblieben.

Hamburg. Er wollte nicht weg. Sagt er heute. Dennoch ging Armin Veh, weil er musste. Nach internen Querelen hatte der frühere HSV-Trainer überlegt, seinen Vertrag in Hamburg aufzulösen, ehe ihm der Verein am 13. März 2011 zuvorkam und ihn nach einer 0:6-Niederlage in München entließ. Anschließend heuerte der heute 51-Jährige in Frankfurt an und stieg mit der Eintracht in der abgelaufenen Saison in die ErsteLiga auf. Aktuell rangieren die Hessen nach zwei Siegen in zwei Spielen überraschend auf Rang zwei. Am Sonntag nun trifft Veh erstmals wieder auf seinen Exklub - ausgerechnet in der ersten Partie, die der HSV mit dem neuen Hoffnungsträger Rafael van der Vaart bestreitet. Im Abendblatt spricht Veh über seinen Abgang sowie über den HSV vor und mit van der Vaart.

Hamburger Abendblatt:

Herr Veh, Ihnen wird eine besondere Rolle zuteil ...

Armin Veh:

Ist das so? Weil ich gegen meinen alten Verein spiele?

Das zum einen. Zum anderen sind Sie der erste Trainer, der mit seiner Mannschaft gegen den HSV mit seinem Hoffnungsträger Rafael van der Vaart spielt.

Veh:

Das wiederum finde ich nicht besonders. Dass der HSV eine starke Mannschaft hat, wusste ich auch schon vor der Verpflichtung Rafael van der Vaarts. Ich habe eh nie verstanden, weshalb man in Hamburg und anderswo den HSV als Abstiegskandidaten gehandelt hat. Angesichts des Etats und der vielen Nationalspieler war das absurd. Jetzt noch mehr als vorher schon.

Hätten Sie lieber vor der Verpflichtung van der Vaarts gegen den HSV gespielt?

Veh:

Warum? Solche Spieler bereichern die Liga. Das macht Spaß. Auch wenn es natürlich für uns ungleich schwerer wird, gegen den HSV zu spielen. Denn dass er zusammen mit den anderen beiden Neuen Milan Badelj und Petr Jiracek die Qualität des HSV-Kaders noch mal massiv steigert, ist klar. Dieser HSV ist wirklich sehr gut aufgestellt.

Trotzdem stehen Sie nach zwei Spieltagen sechs Punkte vor dem HSV, sind Tabellenzweiter. Wer ist am Sonntag Ihr Favorit?

Veh:

Natürlich der HSV.

Natürlich?

Veh:

Ja. Immerhin hat der HSV mit Badelj, Jiracek und van der Vaart auf einen Schlag so viel ausgegeben, wie unser gesamter Kader kostet.

Dank der Hilfe des Investors Klaus-Michael Kühne. Ihr Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen nannte die Finanzierung van der Vaarts "Wettbewerbsverzerrung". Wie stehen Sie dazu?

Veh:

Zur Finanzierung kann ich mich aus der Distanz nicht äußern. Ich kenne die Details doch gar nicht. Mir ein Urteil zu erlauben wäre anmaßend.

Wären Sie froh, in Frankfurt einen solchen Investor zu haben?

Veh:

Sportlich ist das eine klare Sache, da freut sich jeder Trainer. Van der Vaart hat als offensiver Mittelfeldspieler eine überragende Quote. Die hatte er eigentlich immer. Früher beim HSV, aber auch zuletzt bei Tottenham Hotspur. Für den HSV ist seine Rückkehr ein riesiger Glücksfall. Der HSV kann jetzt den richtigen Weg einschlagen. Da kann jetzt alles ganz schnell gut werden, wenn sie schnell die richtigen Ergebnisse einfahren und die sportliche Hochstimmung beibehalten.

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Im Umfeld rumort es mal wieder.

Veh:

Das hört man. Und ich finde es sehr schade. Das war schon bei mir so, als ich gehen musste, weil es einfach nicht mehr ging. Dabei wäre ich sehr gern in der tollen Stadt mit dem sensationellen Stadion, dem großen Verein und den tollen Fans geblieben. Immerhin bin ich noch immer überzeugt, dass dieser Verein zur absoluten Topadresse werden kann, wenn sich intern alle über einen gemeinsamen Weg einig sind.

Letzte Saison wäre es beinahe schiefgegangen. Hatten Sie Angst um den HSV?

Veh:

Nein, ich war eher überrascht, dass es nur für Platz 15 gereicht hat. Dabei war der Kader mit Nationalspielern wie Marcell Jansen, Dennis Aogo, Heiko Westermann, Jeffrey Bruma und noch mehr bestückt. Die Mannschaft an sich war wesentlich besser.

Wurde der Umbruch falsch umgesetzt?

Veh:

Was da falsch ist, kann ich nicht beantworten. Das wird man in Hamburg aber wissen. Klar ist aber, dass der Umbruch kommen musste. Die Mannschaft, die ich damals hatte, war zu alt.

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Auch Ihre Eintracht hat gerade einen massiven Umbruch hinter sich.

Veh:

Wir mussten Leute ersetzen, die nicht für die Erste Liga geeignet waren. Und wir haben viele junge, sehr gute Jungs dazubekommen.

Zum Beispiel Sebastian Rode, der sich um die Beschattung van der Vaarts kümmern soll.

Veh:

Er hat noch mehr Aufgaben als die. Aber es stimmt, Sebastian ist ein Vollprofi, der vor und nach dem Training fleißig an sich arbeitet. Ein guter Junge mit Perspektive. Und es stimmt, dass ich die Mannschaft auf Ausnahmespieler wie van der Vaart speziell vorbereiten muss und vorbereiten werde.

Was glauben Sie, wohin der Weg des HSV in dieser Saison führt?

Veh:

Für ganz oben reicht es noch nicht. Da sehe ich Dortmund vor dem FC Bayern. Aber um Platz fünf muss der HSV mitspielen können. Die Europa League ist absolut drin.