Thorsten Fink präsentiert sich und seine Ziele selbstbewusst. Dass seine Vorgänger nur eine kurze Verweildauer hatten, stört ihn nicht.

Hamburg. Natürlich musste die Frage früher oder später gestellt werden: Was ihn zuversichtlich mache, nach all den Trainerwechseln in den vergangenen Jahren etwas länger beim HSV bleiben zu dürfen? Thorsten Fink, weißes Hemd, dunkles Sakko, graue Buntfaltenhose, rümpfte die Nase, schaute den Fragesteller direkt an und konterte mit einer Gegenfrage: "Was soll ich schon sagen?", antwortete der 43-Jährige, "weil ich gut bin!"

Keine Frage, Hamburgs neuer Trainer weiß, was er kann. "Ich bin von mir überzeugt, das war ich auch schon als Spieler." Fink ist Fink-Fan, das wurde bei seiner Vorstellung als HSV-Trainer im überfüllten Presseraum der Imtech-Arena mehr als deutlich. Nun sei es nur noch seine Aufgabe, dieses Selbstbewusstsein auch seinen Profis einzuimpfen, sagte Fink, der keine Zweifel aufkommen lassen wollte, dass ihm das auch gelingen wird: "Ein bisschen Ahnung von Fußball habe ich ja. Und die Mannschaft, die ich jetzt übernehme, hat ganz einfach Qualität."

Exakt um 9.35 Uhr, wenige Minuten vor seinen Vorgesetzten Frank Arnesen und Carl Jarchow, begann der "absolute Wunschtrainer" (Arnesen über Fink) mit seinem Assistenten Patrick Rahmen seinen ersten offiziellen HSV-Arbeitstag. Einem kurzen Treffen in der Geschäftsstelle mit dem Vorstand folgte eine 20-minütige Ansprache an die Mannschaft, die der frühere Bayern-Profi fördern und fordern will. "Ich habe ganz klar angesprochen, was ich mir von der Mannschaft erwarte", sagte Fink, der bereits das Wochenende genutzt hatte, um sein Team durch intensives Videostudium besser kennenzulernen. Auch am gestrigen Nachmittag sichtete Fink gemeinsam mit Rahmen die eine oder andere DVD, schließlich gelte es, keine Zeit zu verlieren: "Wir wollen so schnell wie möglich die Kellerplätze verlassen."

Nun ist die Präsentation eines neuen Trainers beim HSV in den vergangenen Jahren keine Seltenheit, aber wohl noch nie wurde einem neuen Übungsleiter ein derart großer Vertrauensvorschuss gewährt. "Das habe ich registriert", sagte der Neu-Hamburger, den der fast einmalige Medienandrang keinesfalls störte. "Schauen Sie sich dieses Interesse an, das hier herrscht. Der HSV ist ein besonderer Verein, deswegen bin ich ja hier", sagte Fink, von dem jede auch noch so unwichtige Bewegung von mehr als 30 Fotografen, 15 TV-Teams und insgesamt mehr als 100 Journalisten verfolgt wurde. Eine ganze Reihe von Anfragen aus der Bundesliga habe er zuletzt bekommen, verriet Fink, aber einen Champions-League-Verein wie den FC Basel würde man nun mal nicht für jeden x-beliebigen Klub verlassen. Überzeugt hätte ihn vor allem das vehemente Buhlen der HSV-Verantwortlichen um seine Person. Arnesen habe bereits vor Basels Champions-League-Spiel in Manchester bei ihm erstmals angerufen, anschließend hätten auch Jarchow und Mediendirektor Jörn Wolf um einen Wechsel geworben. "Die hartnäckigen Anrufe haben mir natürlich geschmeichelt. Der HSV ist ein Traditionsverein mit großer Vergangenheit."

Damit auch die Gegenwart und die Zukunft wieder etwas rosiger aussehen, will Fink keine Kompromisse eingehen. Es gelte, der Mannschaft möglichst schnell eine klare Philosophie vorzugeben. Gespielt wird zukünftig in einem variablen 4-4-2-System mit einem flachen Mittelfeld, das offensiver als zuletzt eingestellt sein soll. "Wir wollen dem Zuschauern ein Spektakel bieten", sagte Fink, dessen Team agieren und nicht reagieren soll. Bei seiner ersten Bestandsaufnahme zeigte sich der zweifache Familienvater besonders von seiner neuen Abteilung Attacke beeindruckt, aber auch auf den Flügeln erkannte Fink Potenzial, das er noch weiter ausreizen will. "Ich möchte mit dieser Mannschaft eine Message transportieren. Mir ist wichtig, dass eine Handschrift erkennbar ist."

Knapp 30 Minuten stand Fink den Medien Rede und Antwort, nur eine Frage wollte der smarte Coach partout nicht beantworten. Ob er denn auch Abstiegskampf könne, wollte ein Medienvertreter wissen. Darüber wolle er selbst als Tabellenletzter nicht sprechen, antwortete Fink. "Wenn diese Mannschaft meine Philosophie umsetzt, dann wird sie erfolgreich sein."