Thorsten Fink ist der nächste Hoffnungsträger des HSV im Abstiegskampf. Sein Vertrag bis 2014 gilt jedoch auch für die Zweite Bundesliga.

Hamburg. Als HSV-Teamchef Frank Arnesen am Donnerstag zur Pressekonferenz erschien, schlüpfte er optisch in die Rolle des Coaches: Trainingsanzug statt Businessoutfit. Doch das kommende Spiel gegen Freiburg interessierte zunächst kaum, da er wenige Stunden zuvor in seiner Funktion als Sportdirektor die Verpflichtung Thorsten Finks vom FC Basel als künftigen HSV-Trainer endgültig perfekt gemacht hatte. Nach dreiwöchiger Suche waren die letzten Verhandlungen kurz, aber intensiv: Am Mittwoch kam Basels Präsident Bernhard Heusler aus dem Urlaub wieder, am späten Abend war er sich mit HSV-Sportchef Frank Arnesen in den Grundzügen über einen Wechsel einig. Donnerstag war der Deal dann perfekt. Der Ex-Bayern-Profi erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2014, der auch im Falle des Abstiegs Bestand haben soll. Montag wird er vorgestellt, beim kommenden Heimspiel am 22. Oktober gegen den VfL Wolfsburg wird Fink erstmals die Verantwortung tragen.

Seinem neuen Team gibt der Coach schon vor der ersten Trainingseinheit Vorschusslorbeeren: "Wir sind viel stärker als viele Klubs in der Bundesliga“, sagt der ehemalige Bayern-Profi in einem Interview mit dem Sport-Informations-Dienst: "Ich mache mir keine Sorgen, dass wir absteigen", versucht der Hoffnungsträger die Fans zu beruhigen.

"Ich bin sehr, sehr glücklich", sagt Arnesen über die Verpflichtung. "Er ist ein Trainer mit Hunger, der junge Spieler besser machen kann. Ich hatte schon vorher viel Positives über seinen Umgang mit Menschen und sein Training gehört, aber im persönlichen Gespräch hat er mich dann vollends überzeugt." Sechs Stunden lang philosophierten Arnesen und Fink bei ihrem ersten Treffen vor einigen Tagen in Frankfurt über Fußball, und ihre Ansichten waren deckungsgleich. "Thorsten ist ein Trainer, der seine Mannschaften immer offensiv ausrichtet und Kontrolle über das Spiel haben möchte, genau wie ich."

+++ Kommentar: Trainer beim HSV zu sein ist leicht +++

Die Frage bleibt, was den zweimaligen Schweizer Meistertrainer antreibt, den Tabellenletzten der Bundesliga zu übernehmen. Immerhin hätte er mit Basel noch in dieser Saison Geschichte schreiben und als Erster mit der Schweizer Mannschaft überhaupt das Achtelfinale der Champions League erreichen können. "Von klein auf an habe ich zum großen HSV geschaut. Nicht jeder Verein kann auf eine derartige Vergangenheit zurückblicken. Ich habe bei der Entscheidung nicht lange überlegt", sagte Fink auf der Homepage des Vereins. Trotz des Abstiegskampfs will Fink seine Spielidee umsetzen. "Als HSV sollte man nicht reagieren, sondern versuchen zu agieren. Das Ziel muss sein, immer gewinnen zu wollen, egal, ob es gegen den FC Barcelona, den FC Bayern oder den SC Freiburg geht."

Forsche Töne des bereits 13. Trainers des HSV seit der Ära Frank Pagelsdorf, der vor gut zehn Jahren entlassen wurde. Dennoch hat Arnesen den Vertrag mit dem 43-Jährigen bewusst auf zweieinhalb Jahre terminiert - ohne Ausstiegsklausel, die vor etwaigen Abfindungen schützen könnte. "Ich bin überzeugt, dass wir bei einem Trainer wie ihm eine solche Klausel nicht brauchen", erklärte der Sportchef.

Da Fink beim FC Basel noch einen Kontrakt bis 2013 besaß, musste der HSV ihn herauskaufen und hat mit den Schweizern ein Paket vereinbart. Die Ablösesumme liegt demnach deutlich unter einer Million Euro. Allerdings soll innerhalb der kommenden zwei Jahre ein Ablösespiel stattfinden, zudem muss der HSV einen Nachschlag berappen, sollte der Klub innerhalb Finks Vertragslaufzeit gewisse Ziele erreichen - und diese beziehen sich nicht etwa auf den Bundesligaverbleib, sondern auf Erfolge in der Europa oder Champions League, die über das Erreichen der Gruppenphase hinausgehen.

Mittelfeldspieler David Jarolim, 32, der bei den Bayern als 19-Jähriger mit Fink zusammenspielte, ist zumindest guter Dinge: "Er kann unsere jungen Spieler weiterbringen, mir hat er damals auch geholfen", sagt der Tscheche. Und Stürmer Mladen Petric, der von 2004 bis 2007 in Basel spielte, bekam nach der Bekanntgabe des Trainerwechsels einige SMS seiner Ex-Kollegen. "Einer schrieb, ich könne froh sein, endlich mal einen guten Trainer in meiner Karriere zu bekommen", sagte der Angreifer schmunzelnd.

Vielleicht ist Petric bald nicht mehr der einzige HSV-Profi, der einst in Basel gespielt hat. Dort kickt zum Beispiel Xherdan Shaqiri - auf den 20-jährigen Schweizer Nationalspieler hat der HSV schon länger ein Auge geworfen. Die Verpflichtung Finks lässt die Chancen auf einen Transfer des Nachwuchsstars sicherlich nicht sinken. Angesprochen darauf musste Arnesen grinsen und wiegelte lieber ab: "Wenn ich auch noch Spieler aus Basel hole, kann ich mich dort nicht mehr blicken lassen."