Gegen den FC Bayern München steht für den HSV die Europa League auf dem Spiel und mit ihr viel Geld - Elia steht in der Startformation.

Hamburg. Eljero Elia durfte sich am Freitagmittag gleich über zwei positive Nachrichten freuen. Der Niederländer gehört nach drei Spielen in Folge, in denen er nicht einmal im Kader war, an diesem Sonnabend (15.30 Uhr) zur Startformation des HSV. Außerdem gab der Deutsche Fußballbund bekannt, dass die Nationalmannschaft am 15. November in Hamburg gegen die Niederlande antritt, sofern sich beide Nationen direkt für die Europameisterschaft 2012 qualifizieren. Die Entscheidung verhilft dem HSV zu einer Zusatz-Nettoeinnahme von rund 500 000 Euro. Geld, das der Klub dringend benötigt beim Umbau der Mannschaft. Spöttisch könnte man hinzufügen: Endlich wird man dann mal wieder einen starken Auftritt des oft kritisierten 21-Jährigen in der Hansestadt zu sehen bekommen. Ob er dann aber auch noch beim HSV unter Vertrag stehen wird?

Aber der Reihe nach. Angesichts der vereinspolitischen Schlagzeilen unter der Woche ging fast unter, wie bedeutsam das Nord-Süd-Duell bei Bayern München (Sa., 15.30 Uhr) gerade unter finanziellen Aspekten ist. Bei einer Niederlage in der Allianz-Arena könnte der Rückstand zu Rang fünf, der zur Qualifikation für die Europa League berechtigt, auf acht Punkte anwachsen. Es wäre wohl das Ende aller internationalen Hoffnungen und würde die ohnehin nicht gerade rosigen Perspektiven für die kommende Saison weiter verschlechtern.

Bereits im vergangenen Sommer konnte der HSV nach dem Verpassen der Europa League nur deswegen 15 Millionen Euro in die Transfers von Heiko Westermann, Gojko Kacar und Dennis Diekmeier investieren, weil Investor Klaus-Michael Kühne nach 2,5 Millionen Euro (Beteiligung Dennis Aogo) weitere neun Millionen Euro springen ließ und der Umsatz nach 188 Millionen Euro (2008/09) und 154 Millionen Euro (2009/10) immerhin noch auf einem Niveau von 146 Millionen Euro gehalten werden könnte. Ohne die Europacup-Einnahmen - in der letzten Euro-Saison mit dem Halbfinale gegen Fulham erreichte der HSV ein Ergebnis (Erträge minus Kosten) von acht Millionen Euro - droht ein deutlicher Rückgang. Das stolze Gehaltsniveau von 47 Millionen Euro müsste voraussichtlich kräftig schrumpfen. Vom Traum, sich, zumindest was die Zahlen betrifft, hinter den Bayern als Nummer zwei der Bundesliga zu stabilisieren, ist man weit entfernt. Zum Vergleich: Vergangene Saison wiesen die Münchner einen Umsatz von 350 Millionen Euro aus.

Liquiditätsmindernd wirkt sich aus, dass der HSV in der kommenden Saison noch 14 Millionen Euro für bereits getätigte Transfers - zehn Millionen Euro für Ablösen, vier für Beraterprovisionen - zahlen muss. So ist für Marcus Berg noch eine Rate von 3,8 Millionen Euro offen, zuzüglich 480 000 Euro Vermittlungshonorar.

Berg, Alex Silva und David Rozehnal - für die Transfers dieser drei Spieler musste (und muss) der HSV 21 Millionen Euro zahlen. Das verliehene Trio, das theoretisch im Sommer zurückkehrt, steht stellvertretend für die Anstrengungen der HSV-Führung um den Vorsitzenden Bernd Hoffmann, die Qualität der Mannschaft immer weiter zu steigern. Doch beim Wachstum scheint die Grenze erreicht zu sein. Nach 41,8 Millionen Euro Transfererträgen 2008/09 und 8,1 Millionen Euro 2009/10 stehen in der aktuellen Bilanz bisher die Erlöse für Jerome Boateng und Sidney Sam in Höhe von rund 15 Millionen Euro auf der Habenseite. Hinzu könnten noch eine Million Euro Erfolgsprämien von Käufern früherer HSV-Spieler kommen (Real Madrid, Manchester City). Experten glauben, dass auf dem Transfermarkt angesichts der Anstrengungen der Uefa, mittels des Financial Fair Plays auf ausgeglichene Etats zu achten, die Ablösesummen tendenziell sinken werden. Dabei wird sich der HSV, dazu muss man kein Prophet sein, am Saisonende von einigen Spielern trennen müssen, um den Kader neu aufbauen zu können und nicht ins Minus zu geraten.

Dazu gehört ganz sicher Ruud van Nistelrooy und vermutlich auch Piotr Trochowski. Zé Roberto würde man hingegen gerne in Hamburg halten. Gehen alle drei, spart man allerdings nur das Gehalt der ablösefreien Spieler. Anders als Alex Silva und Rozehnal ist Berg eine Option in den Zukunftsplanungen.

Als ertragsmindernd im unausweichlichen Sparkurs könnte sich neben sinkenden TV-Einnahmen, die an die Tabellenplatzierung gekoppelt sind (der HSV kalkuliert mit Rang fünf), auch der Rückgang beim Kartenverkauf auswirken. Mit Sorge schaut man beim HSV auf die Kündigungen bei den Logen und Business-Sitzen. Ende März läuft die Frist ab, aktuell liegt die Quote bei 20 Prozent. Auffällig negativ entwickelt sich auch der Zuschauerzuspruch auf den normalen Plätzen. Gegen Mainz, immerhin ein direkter Gegner im Kampf um die Europacupplätze, kamen nur noch 49 462 Zuschauer. Das letzte Ligaspiel, zu dem an einem Wochenende unter 50 000 Zuschauer kamen, liegt zwei Jahre zurück, als 49 298Fans am 12. März 2009 das 2:0 gegen Cottbus sehen wollten.

Ein erneuter Kühne-Deal gilt als ausgeschlossen, ebenso eine Anleihe oder eine zügige Verlängerung des Sportfive-Vertrags. Einzig ein Neuabschluss im Catering (bisher Aramark, dort hat der HSV im Frühjahr eine Ausstiegsklausel) könnte frisches Geld in die Kasse bringen - und natürlich Transfererlöse wie durch einen Verkauf Elias, der in München sein erstes Schaulaufen absolviert.

Oder ganz einfach noch Siege wie gegen Bayern.