Der scheidende Profi David Jarolim wird gegen Freiburg noch einmal als Kapitän auflaufen, seiner 250. Bundesligapartie für den HSV.

Hamburg. Es sah ein wenig seltsam aus. "Das muss ich zugeben", lacht David Jarolim, "die Klamotten waren schon ein wenig groß damals." Mit damals meint der heute 32-Jährige jenen hektischen ersten Tag als HSV-Profi, den 31. August 2003. Am letzten Tag der Transferfrist stimmte der 1. FC Nürnberg nach einem fast schon gescheiterten Poker doch noch dem Wechsel seines Leistungsträgers zu. Und zwar so überraschend, dass der Tscheche nur die wenigen Klamotten mit nach Hamburg nahm, die er anhatte. "Es musste ja plötzlich ganz schnell gehen", erklärt Jarolim. "Und deshalb hatte ich nur einen Trainingsanzug mit dem Klubemblem der Nürnberger dabei. Darum hat mir HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer etwas von sich geliehen ..." Und so kam es, dass "Jaro" an seinem ersten Tag in Hamburg mit Schlabberhose und einem viel zu großen Hemd die Hamburger Innenstadt enterte, um bei einem Herrenausstatter passende Kleidung zu finden.

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Es war eine Entscheidung für die Zukunft. Seit nunmehr neun Jahren ist Jarolim beim HSV. Der dienstälteste HSV-Profi lebt eine Vereinstreue vor, die im Profifußball selten geworden ist, und steht gegen den SC Freiburg am Sonnabend (15.30 Uhr) vor seiner 250. Bundesligapartie für die Hamburger. "Das ist schon eine super Zahl, so viele Spiele für nur einen Klub absolviert zu haben", sagt der 32-Jährige nicht ohne Stolz. Gern denkt er noch heute an den 7:0-Rekordsieg gegen Karlsruhe vom letzten Spieltag der Saison 2007/08 zurück, der den Einzug in den Uefa-Pokal bedeutete. Bitter bleibt ihm dagegen das 1:2 gegen Bremen vom letzten Spieltag der Saison 2005/06 in Erinnerung, als Ailton den Ball am leeren Tor vorbeischoss und der HSV dadurch die direkte Qualifikation für die Champions League verpasste. Nun steht Jarolim vor dem neuen Jubiläum, und weil Kapitän Heiko Westermann gelbgesperrt ist und dessen Vertreter Dennis Aogo voraussichtlich mit einer Wadenzerrung ausfällt, wird er sogar das erste Mal seit Mai 2010 wieder die Binde tragen.

Trainer Thorsten Fink legte sich nicht ohne Grund auf Jarolim fest. Denn eines kann dem niemand vorwerfen: mangelnden Kampf und Einsatzwillen. Genau diese Tugenden sind beim Kellerduell mit den Breisgauern gefragt. "Abstiegskampf pur", sagt Jarolim, der sogar eine noch brenzligere Situation erlebt hat: Als Huub Stevens im Februar 2007 Thomas Doll als Trainer ablöste, stand der HSV auf Platz 18 - und landete am Ende noch auf dem siebten Rang. "Der Aufschwung kam zustande, weil wir unter Huub defensiv sehr gut gearbeitet haben. Das kann auch jetzt der Schlüssel zum Erfolg sein", sagt Jarolim. Später ging es wieder bergab. Die Ursache für die Talfahrt macht der Tscheche an der Trennung von Sportchef Dietmar Beiersdorfer fest. "Ich werde nie verstehen, weshalb er und Präsident Bernd Hoffmann sich nicht einigen konnten. Zwei erwachsene Menschen, die zusammen das Beste waren, was dem HSV passieren konnte. Und wer sich die Kurve seit diesem 23. Juni 2009 ansieht, der muss mir recht geben. Sogar die beiden selbst."

Dennoch wird diese Kurve laut Jarolim in dieser Serie nicht weiter nach unten gehen. Einen Abstieg schließt er aus - und auch nach seiner Zeit in Hamburg will Jarolim weiter erstklassig spielen. Offerten von Bundesligaklubs liegen ihm vor. Genaueres will er noch nicht verraten. Ein Ziel schließt er jedoch aus: "Ich würde niemals bei Werder Bremen anheuern, selbst wenn es das einzige Angebot wäre. Das verbietet mir mein Ehrenkodex." Worte, die den Status des Publikumslieblings in Hamburg zementieren werden.

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