Der Nationalspieler wurde erst zwölf Minuten vor Schluss eingewechselt, sicherte mit einem Freistoßtor den am Ende verdienten Punktgewinn.

Hamburg. Am Ende wurde dann doch noch gejubelt. Und der große Held war ausgerechnet jemand, der 78 Minuten ziemlich frustriert und dick eingepackt nur auf der Bank gesessen hatte: Nationalspieler Piotr Trochowski. Mit einem Freistoßtor in buchstäblich letzter Sekunde - die zweite Minute der Nachspielzeit war bereits verstrichen - schaffte der Mittelfeldspieler doch noch die Erlösung für den HSV. Mit seinem Flatterball zum 1:1-Ausgleich sicherte Trochowski per Freistoß dem HSV zumindest einen Punkt im Duell gegen den VfL Wolfsburg. Die Partie wurde nach dem Treffer erst gar nicht wieder angepfiffen.

So wirkte HSV-Trainer Bruno Labbadia zumindest halbwegs erleichtert: "Es war ein tolles Tor." Dagegen monierte sein Kollege, Wolfsburgs Interimstrainer Lorenz-Günter Köstner, wütend, dass der Freistoß (Foul an Eljero Elia) zuvor unberechtigt gewesen sei, was Labbadia wiederum energisch bestritt. Wie auch immer: Der HSV hat einen Punkt gerettet - aber dennoch als Tabellenfünfter den Anschluss an die Spitze verloren.

Dabei hatte die Partie auf einem glänzend präparierten Rasen - er war aus den Niederlanden vor zehn Tagen herangeschafft worden - um einiges besser begonnen als die Prognosen des Wetterberichts. Der HSV wollte von Anfang an beweisen, dass die 0:1-Niederlage gegen Dortmund vor einer Woche nur ein Ausrutscher war. Besonders Mladen Petric und Marcus Berg im Sturm wirbelten die laut Statistik zweitschlechteste Defensive der Liga, die auch unter Interimstrainer Lorenz-Günther Köstner nicht gefestigt wirkte, im dichten Schneegestöber ein ums andere Mal durcheinander. "Marcus hat sich im Training angeboten, deswegen durfte er von Anfang an spielen", begründete Labbadia seine Entscheidung für den Schweden und gegen Trochowski.

Doch anders als erhofft wurde der Fokus der 51 845 Zuschauer schon bald von der Hamburger Offensive auf die Defensive gelegt. Das in der Vorsaison so erfolgreiche Wolfsburger Sturmduo Grafite/Dzeko präsentierte sich besonders bei Kontern wie zu besten Meisterzeiten, stellten Hamburgs Abwehr gleich mehrmals vor große Probleme. So war es dann auch wenig überraschend, als Dzeko Gegenspieler Mathijsen in der 34. Minute mühelos abschüttelte und überlegt zur bis dahin nicht unverdienten 1:0-Führung einschoss.

Erst nach der Pause, in der sich Labbadias Assistent Eddy Sözer den bis dahin enttäuschenden Eljero Elia zur Brust nahm und minutenlang auf den Niederländer einredete, schienen die Hamburger den Ernst der Lage erkannt zu haben. Mit dem Wiederanpfiff zeigte der HSV all das, was sich die Fans bereits in den ersten 45 Minuten erhofft hatten. Fast im Minutentakt erspielten und erkämpften sich Berg, Jansen und vor allem der wie ausgewechselt wirkende Elia Chance um Chance. Und als nach einer schönen Direktabnahme Jansens der Ball tatsächlich im Wolfsburger Tornetz zappelte, war lediglich Linienrichter Detlef Scheppe der Spielverderber: Abseits.

Nichts zu beanstanden hatte das Schiedsrichtergespann, als in der Nachspielzeit der zwölf Minuten zuvor eingewechselte Trochowski mit der letzten Aktion des Spiels - einem wunderschön verwandelten Freistoß - zum 1:1-Ausgleich traf. "Trotz des späten Ausgleichs bin ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden, mit dem Spiel meiner Mannschaft dafür umso mehr", analysierte Labbadia nach der Partie. "Für mich ist das natürlich eine unbefriedigende Situation, schließlich will ich im Sommer zur WM nach Südafrika", sagte Trochowski, der gespannt ist, ob er am kommenden Sonnabend beim 1. FC Köln wieder von Anfang an sein Können zeigen darf.