Durch eine famose Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte kam der HSV in der Nachspielzeit zu einem 1:1 gegen Wolfsburg.

Hamburg. Ein spätes Tor von Piotr Trochowski hat Geburtstagskind Lorenz-Günther Köstner einen Traumeinstand auf der Trainerbank des VfL Wolfsburg verdorben. Der Nationalspieler erzielte in der Nachspielzeit den Ausgleichstreffer zum 1:1 (0:1) des Hamburger SV gegen den deutschen Meister. Damit sind die Wolfsburger trotz einer deutlichen Leistungssteigerung im ersten Spiel unter Köstner seit nunmehr zehn Pflichtspielen ohne Sieg und liegen in der Tabelle weiter auf Platz zehn.

Mit seinem neunten Saisontor hatte Edin Dzeko die Wolfsburger in Führung gebracht und dem Nachfolger des zu Wochenbeginn beurlaubten Armin Veh ein passendes Geschenk zum 58. Geburtstag gemacht. Der bosnische Nationalspieler setzte sich in der 34. Minute im Zweikampf gegen HSV-Abwehrchef Joris Mathijsen durch und überwand den Hamburger Torhüter Frank Rost mit einem unhaltbaren Flachschuss, der vom linken Innenpfosten ins Tor prallte. Doch Trochowski per Freistoß bescherte den Hanseaten, die mit 35 Punkten Fünfter bleiben, wenigstens noch einen Punkt.

"Wenn man sieht, wann das Tor gefallen, muss man glücklich sein mit dem Punkt. Aber wenn man den Spielverlauf sieht, hätten wir klar als Sieger vom Platz gehen müssen. Wir haben den Gegner beherrscht und etliche Torchancen gehabt, waren aber leider zu fahrlässig", sagte HSV-Trainer Bruno Labbadia.

Sein Gegenüber Lorenz-Günther Köstner war ebenfalls nicht zufrieden: "Wenn man in der letzten Minute den Ausgleich kassiert, aus einem Freistoß, den man so nicht pfeifen darf, ist das sehr bitter. Bis auf einige Situationen standen wir ganz gut. Zumindest vom Kämpferischen her haben wir wieder Boden unter den Füßen bekommen und hatten den HSV so am Rande einer Niederlage."

Die Platzherren waren zwar durchweg überlegen, ließen jedoch mehr als ein halbes Dutzend Torgelegenheiten fast schon fahrlässig aus. Superstar Ruud van Nistelrooy musste hilflos von der Tribüne aus mit ansehen, wie seinen neuen Kollegen im Abschluss mehrfach das Glück fehlte. Besonderes Pech hatte David Rozehnal, der in der 53. Minute per Kopfball die Querlatte traf. Zudem hatte VfL-Torhüter Andre Lenz einen Glanztag erwischt und schien an diesem Abend nahezu unbezwingbar zu sein.

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Van Nistelrooy kann wegen der Nachwirkungen eines Muskelfaserrisses in der Wade erst in der kommenden Woche mit dem Mannschaftstraining beginnen und wird frühestens beim Auswärtsspiel am 6. Februar in Köln im HSV-Kader stehen.

Bei Schneegestöber und Temperaturen um den Gefrierpunkt waren die Gäste vorsichtig gestartet, hätten jedoch schon bei ihrer ersten nennenswerten Offensivaktion in Führung gehen können. Grafite setzte sich im Zweikampf gegen Tomas Rincon durch, die Hereingabe des Brasilianers verpasste Dzeko in der vierten Minute nur knapp. Acht Minuten später stoppte Mathijsen den einschussbereiten Grafite, der Südamerikaner stand bei dieser Szene allerdings in Abseitsposition.

Das Tor des deutschen Meisters geriet vor 51.845 Zuschauern erstmals in der 17. Minute in Gefahr. Marcus Berg drang in den Wolfsburger Strafraum ein, kam jedoch gegen Lenz nicht mehr zum Schuss.

Die Überlegenheit der Hanseaten nahm zu und die Niedersachsen hatten mehrfach Glück, nicht in Rückstand zu geraten. Mladen Petric traf mit einem Freistoß in der 23. Minute nur den Außenpfosten, 60 Sekunden später konnte Lenz einen Kopfball gerade noch abwehren. Nach dem anschließenden Eckball war Nationalspieler Marcell Jansen mit dem Kopf zur Stelle, Wolfsburgs Kapitän Josue klärte auf der Torlinie.

In der Schlussphase warf der HSV alles nach vorne und erspielte sich eine Vielzahl an Chancen. Dabei hatte Guy Demel die große Chance zum Ausgleich, doch Josue schlug den Ball noch von der Linie (83.).

Neben Torschütze Dzeko verdiente sich Lenz, der Stammtorhüter Diego Benaglio (Kniebeschwerden) glänzend vertrat, eine gute Note. Beste Hamburger Akteure waren der kampfstarke Kapitän David Jarolim sowie Jansen.

Die Statistik

Hamburg : 1 Rost - 17 Boateng (ab 78. Demel), 3 Rozehnal, 5 Mathijsen, 6 Aogo - 25 Rincon, 14 Jarolim (ab 78. Trochowski) - 11 Elia, 7 Jansen - 10 Petric, 35 Berg (ab 78. Pitroipa). - Trainer: Labbadia

Wolfsburg : 12 Lenz - 20 Riether, 17 Madlung, 43 Barzagli, 4 Schäfer - 7 Josue - 13 Hasebe, 25 Gentner - 10 Misimovic - 9 Dzeko, 23 Grafite. - Trainer: Köstner

Schiedsrichter : Thorsten Kinhöfer (Herne)

Tore : 0:1 Dzeko (35.) , 1:1 Trochowski (90.+2)

Zuschauer : 55.000


St. Pauli überrennt den MSV Duisburg

Der FC St. Pauli ist an die Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga gestürmt und hat Verfolger MSV Duisburg abgeschüttelt. Die beste Auswärtsmannschaft der Liga wurde ihrem Ruf in beeindruckender Weise gerecht und siegte bei den «Zebras» verdient mit 2:0 (2:0).

Mit dem achten Sieg im elften Auswärtsspiel eroberte das Team von Trainer Holger Stanislawski mit 42 Punkten zumindest bis zum Montag die Tabellenführung. Dann kann der 1. FC Kaiserslautern (40 Zähler) mit einem Sieg bei Alemannia Aachen wieder vorbeiziehen. Duisburg bleibt unterdessen mit 34 Punkten Sechster. Der Ex-Duisburger Marius Ebbers (6.) und U21-Nationalspieler Deniz Naki (20.) erzielten die Treffer der Norddeutschen.

«42 Punkte reichen nicht zum Aufstieg, aber wenn man gesehen hat, wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, war das schon eine Ansage. Das wollen wir Woche für Woche bestätigen», sagte Torschütze Ebbers. MSV-Coach Milan Sasic war dagegen enttäuscht: «Wir haben in der ersten Halbzeit versagt. Wir brauchen kein Alibi.»

Vor etwa 16.446 Zuschauern in der MSV-Arena erteilten die Gäste den Duisburgern in der ersten Halbzeit auf dem tiefen Boden eine Lehrstunde. Ebbers köpfte bei seinem 12. Saisontreffer eine Flanke von Naki unbedrängt ein. Danach konterte St. Pauli die teilweise hilflos wirkenden Gastgeber mustergültig aus. Naki traf nach einem Querpass von Rouwen Hennings, der dem überforderten MSV-Abwehrspieler Kristoffer Andersen immer wieder davonlief.

Danach vereitelte MSV-Schlussmann Tom Starke bei Chancen von Matthias Lehmann (25.), Naki (32., 38.) und Ebbers (39.) mehrfach einen höheren Rückstand. Zudem hatte Max Kruse mit einem Pfostenschuss Pech (33.). Die einzige nennenswerte Duisburger Chance vor der Pause hatte Christian Tiffert, doch er scheiterte freistehend an Mathias Hain (43.).

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Nach der Pause kam Duisburg besser ins Spiel und durch Caiuby (47.), Olcay Sahan (53.) und Dario Vidosic (54.) zu guten Möglichkeiten. Bei Duisburg überzeugten Torhüter Starke und nach der Pause Tiffert, bei den Gästen verdienten sich Florian Bruns und Naki die Bestnoten.

Die Statistik

Duisburg : 1 Starke - 34 Andersen, 3 Tiago (ab 86. Ben-Hatira), 4 Schlicke, 28 Veigneau - 13 Bodzek (ab 46. Vidosic) - 10 Tiffert, 20 Grlic (ab 80. Adler), 11 Sahan - 21 Caiuby, 9 Baljak. - Trainer: Sasic

St. Pauli : 25 Hain - 24 Rothenbach, 4 Morena, 11 Gunesch, 6 Oczipka - 8 Bruns, 20 Lehmann - 23 Naki (ab 69. Bourgault), 18 Kruse (ab 83. Sukuta-Pasu) - 7 Hennings (ab 75. Takyi), 9 Ebbers. - Trainer: Stanislawski

Schiedsrichter : Helmut Fleischer (Sigmertshausen)

Tore : 0:1 Ebbers (7.) , 0:2 Naki (21.)

Zuschauer: 14.000