Bei den heutigen WM-Halbfinal-Spielen werden mit Frankreich, Japan und Schweden gleich drei Teams von Trainern betreut.

Mönchengladbach. Zwei Jahre ist es her, dass Pia Sundhage vor der schwierigsten Entscheidung ihrer Karriere als Trainerin stand. Der heute 51-Jährigen lag ein unterschriftsreifer Vertrag vor, Nationaltrainerin Schwedens zu werden, der Männerauswahl wohlgemerkt. Sundhage, die selbst 146-mal für Schweden aufgelaufen war, überlegte kurz, entschied sich dann aber dagegen, für ein Novum im Weltfußball zu sorgen. Noch nie wurde eine Spitzenelf von einer Frau betreut. Sundhage sagte damals: "Ich bin noch nicht am Ende meiner Reise mit den US-Frauen." Die nächste Station dieser Reise ist heute das WM-Halbfinale in Mönchengladbach (18 Uhr, ZDF), in dem sich die USA und Frankreich gegenüberstehen.

Dort trifft Sundhage auf ihren schelmischen Kollegen Bruno Bini. Im anderen Semifinale (20.45 Uhr, ZDF) sitzen mit Norio Sasaki (Japan) und Thomas Dennerby (Schweden) zwei weitere Männer auf der Bank - und das bei einem Frauenturnier. Bei allem Hype um den Frauenfußball gibt vor allem der Blick neben die Spielfelder Aufschluss darüber, wie es um die Emanzipation dieser Sportart tatsächlich bestellt ist.

Die 16 teilnehmenden Teams wurden von zehn Männern und sechs Frauen trainiert. Darunter waren Trainerinnen wie die Nigerianerin Ngozi Uche, die kurz vor Turnierbeginn de facto entmachtet worden war. An ihrer Stelle übernahm der Deutsche Thomas Obliers das Kommando, der zuvor in der Frauen-Bundesliga Meriten gesammelt hatte; auch dort herrscht auf den Trainerbänken ein drastisches Männerübergewicht. Obliers antwortete auf die Frage, ob Männer oder Frauen besser zum Betreuen einer Mannschaft geeignet seien: "Ich denke, dass Männer mehr Autorität ausstrahlen. Da ist der Umgangston auch schon mal rauer."

Das deckt sich mit den Erfahrungen von Frank Wormuth. Der Chefausbilder des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dessen Seminar mit der früheren Nationalspielerin Britta Carlson derzeit eine Frau und 23 Männer besuchen, sagt: "Frauen führen eine Mannschaft eher auf der Beziehungsebene, Männer eher auf der Sachebene." Inhaltlich wäre es für Frauen kein Problem, im Männerbereich Fuß zu fassen. Sie hätten am Ende vergleichbare Fach-, Vermittlungs- und Sozialkompetenz, erklärt Wormuth, der allerdings in naher Zukunft nicht an eine Trainerin bei einem Verein der Männer-Bundesliga glaubt: "Historisch betrachtet war der Fußball immer ein Männersport. Ich glaube nicht, dass auf Vorstandsebene einer kommt und sagt: 'Ich setze auf eine Frau.' Das dauert sicherlich noch Jahre."

US-Trainerin Sundhage sieht das freilich ganz anders. Im Gespräch mit der "Welt" sagte sie: "Warum soll nicht Silvia Neid Nachfolgerin von Joachim Löw werden?" Seit 2009 weiß Sundhage, dass Trainerinnen auch geschlechterübergreifend hoch angesehen sind. Die Absage damals bedeute nicht, "dass ich nie ein Männerteam betreuen will. Im Gegenteil." Wichtig sei, dass dann die Spieler auch bereit seien für eine Trainerin.