Fußball-Deutschland ist nach der Niederlage der deutschen Damen gegen Japan ratlos. Worin lagen die Gründe für das unerwartete Aus?

Wolfsburg/Hamburg. Auf diese Niederlage war niemand vorbereitet: Die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft hat gegen Japan mit 0:1 nach Verlängerung verloren und ist damit bereits im Viertelfinale der Weltmeisterschaft im eigenen Land gescheitert. 15 WM-Spiele war die deutsche Mannschaft zuvor ungeschlagen, die letzten beiden Weltmeisterschaften gingen an Birgit Prinz & Co. Nicht nur Titel Nr. drei ist nun futsch, auch die Olympia-Qualifikation ist in Gefahr. Den rabenschwarzen Tag für die DFB-Frauen komplettierte die schwere Verletzung von Mittelfeldspielerin Kim Kulig, die sich inzwischen als Kreuzbandriss erwiesen hat. Das bestätigte Teamarzt Bernd Lasarzewski.

Statt ein erneutes Sommermärchen aufzulegen, fallen die Spielerinnen von Bundestrainerin Silvia Neid nun ungebremst in ein Sommerloch. Unmittelbar nach dem bitteren WM-Aus hatte auf Seiten der Verantwortlichen noch niemand eine passende Erklärung für das plötzliche Ausscheiden parat, zu tief saß das Gemisch aus Fassungslosigkeit, Wut und Enttäuschung.

"Ich bin sehr enttäuscht, die ganze Mannschaft ist frustriert. Ich kann die Gefühle nicht richtig beschreiben. Wir wollten alle gerne noch zwei Spiele haben. aber Japan war heute zu gut. Sie haben es sehr gut gemacht.", sagte Celia Okoyino da Mbabi.

Ein Bild bestimmte die Mimik der deutschen Spielerinnen: Leere Blicke aus roten Augen. Simone Laudehr schlug wütend mit der Faust auf den Rasen, Ersatzspielerin und Lokalmatadorin Martina Müller schlich nur noch gebückt durch die Wolfsburger Arena, selbst Offizielle wie DFB-Präsidiumsmitglied und Frauenfußball-Pionierin Hannelore Ratzeburg rangen sichtlich um Fassung. Auch bei DFB-Präsident Theo Zwanziger saß der Stachel tief: "Die Enttäuschung ist schon groß, da mache ich gar keinen Hehl draus. Das tut weh. Torhüterin Nadine Angerer, bis auf das späte Gegentor nahezu beschäftigungslos geblieben, fand das Erlebte einfach nur "surreal".

Besonders bitter war das Aus für Birgit Prinz. Die aussortierte Spielführerin kam erneut nicht zum Zug und beendete damit auf der Ersatzbank ihre erfolgreiche Laufbahn. "Ich bin sehr enttäuscht. An diesem Abend ist meine Karriere im DFB-Trikot geendet. Es gibt auch keine Chance, mich umzustimmen“, sagte Prinz frustriert. Nach ihrer Auszeit im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich hatte sich Prinz wieder "fit“ gefühlt. "Ich hätte gern gespielt. Die Trainerin hat aber anders entschieden.“

+++ 0:1 gegen Japan: Der Spielbericht +++

So wurden Erinnerungen wach an das aprupte Ende des Sommermärchens 2006, als die deutschen Herren im Halbfinale der Heim-WM ebenfalls in der Verlängerung an Italien scheiterten und "Capitano" Michael Ballack seinen Tränen freien Lauf ließ.

Die Aufarbeitung der Niederlage gegen Japan dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen. Unmittelbar nach dem Spiel begab sich Bundestrainerin Neid bereits auf erste Erklärungsuche. "Es ist das eingetreten, was ich befürchtet habe. Gegen den Weltranglistenvierten geht es um Nuancen. Wir waren heute nicht in der Lage, ein Tor zu machen. Unsere Standards waren zu ungenau. Bei den Japanerinnen muss man immer mit einem guten Konter rechnen. Das ist natürlich alles sehr schade und traurig“, sagte Neid nach dem Schlusspiff mit versteinertem Gesicht. "Das war ein schwarzer Tag für uns. Wir hätten noch fünf Stunden spielen können, wir hätten das Tor nicht getroffen“, sagte die ausgewechselte Stürmerin Inka Grings stellvertretend für den Großteil der Mannschaft. In der Tat zog die DFB-Elf gerade in der Schlussphase ein regelrechtes Powerplay auf, doch ein Treffer wollte einfach nicht gelingen. Ob Melanie Behringer, Celia Okoyino da Mbabi, Kerstin Garefrekes oder Grings - es fehlte an Präzision und Entschlossenheit.

Der Bruch im deutschen Spiel hatte sich mit dem Ausscheiden von Kim Kulig schon früh eingestellt. Das erkannte auch die Bundestrainerin: "Das Aus von Kim war ein Schock, das ging durch die ganze Mannschaft. Ihre Verletzung hat es uns nicht gerade erleichtert“, sagte Neid, die sich selbst "keine Vorwürfe“ wegen der Niederlage machte. Auch Simone Laudehr dachte in ihrer Analyse an Kulig: "Der frühe Ausfall von Kim Kulig war ein Schock für uns. Deshalb haben wir aber nicht das Spiel verloren. Japan war technisch sehr gut, hat gut verschoben und die Räume eng gemacht. In der zweiten Halbzeit bin ich häufiger mit nach vorne gegangen. Doch es hat nicht mehr gereicht.“

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