Im Halbfinale treffen die USA auf Underdog Frankreich. Mit dem dritten WM-Titel würde die Sundhage-Elf zum alleinigen Rekordsieger aufsteigen.

Mönchengladbach. Großmacht gegen Underdog, Nummer eins gegen Nummer sieben, Pathos gegen Poesie: Die Rollen im Halbfinale der Frauenfußball-WM zwischen dem Topfavoriten USA und dem Überraschungsteam aus Frankreich sind klar verteilt. Alles andere als ein Sieg der US-Amerikanerinnen am Mittwoch (18.00 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) in Mönchengladbach würde die Verhältnisse auf den Kopf stellen – und den US-Girls das Herz brechen.

Denn spätestens nach dem denkwürdigen Elfmeter-Krimi gegen Mitfavorit Brasilien (5:3 i.E.) am Sonntag, nach dem sogar Basketball-Superstar LeBron James via Twitter gratulierte, sieht sich das Team von Trainerin Pia Sundhage in diesem Jahr berufen für einen historischen Triumph. „Wir wollen nichts mehr von 1999 hören. Es ist Zeit für ein neues Team, Geschichte zu schreiben“, sagte Torhüterin Hope Solo, Heldin des Viertelfinals.

Zwölf Jahre liegt der letzte WM-Titel der USA zurück – für das Selbstverständnis als Frauenfußball-Großmacht eine viel zu lange Zeit. Auf dem Weg zum dritten Titel, mit dem die USA zum alleinigen Rekordsieger aufsteigen würden, soll unbändiges Selbstbewusstsein gepaart mit Kampf- und Teamgeist helfen.

Tugenden, die den dreimaligen Olympiasieger überhaupt erst so weit gebracht haben. „Dieses Team hat etwas Besonders. Du kannst die Energie und das Selbstvertrauen spüren, wir geben niemals auf“, sagte Solo, die vor ihrem 100. Länderspiel steht, und schob in Richtung Frankreich hinterher: „Wir sind besser. Und wir sind zum Gewinnen hergekommen.“

Auf der anderen Seite kann das Überraschungsteam von Trainer Bruno Bini eigentlich nur gewinnen. Für die Französinnen, die bei ihrer ersten und bislang einzigen WM-Teilnahme 2003 nicht einmal die Vorrunde überstanden hatten, sind der Einzug unter die besten Vier und die gleichzeitige Qualifikation für Olympia 2012 bereits mehr, als man vor dem Turnier zu träumen gewagt hatte.

Bini, laut Spielführerin Sandrine Soubeyrand „ein guter Psychologe und Poet“, schlägt daher leise Töne an. „In den USA spielen 2,5 Millionen Frauen in Vereinen Fußball. Daraus 21 auszuwählen, ist sicher einfacher als aus 55.000 Vereinsspielerinnen“, sagte der 56-Jährige. In Sicherheit wiegen mag er den haushohen Favoriten aber nicht: „Man wird nicht ohne Grund U19-Europameister, EM-Viertel- und WM-Halbfinalist.“

„Les Bleues“ mussten einen Tag vor den USA im Viertelfinale ebenfalls einen Rückstand wettmachen und über 120 Minuten kämpfen, um sich erst im Elfmeterschießen gegen England durchzusetzen (4:3 i.E.). Somit hatte die Equipe Tricolore 24 Stunden mehr Zeit zur Regeneration.

Doch das wollen die USA, bei denen Innenverteidigerin Rachel Buehler nach ihrer Roten Karte aus dem Brasilien-Drama gesperrt ist, nicht als Ausrede gelten lassen. „Selbst wenn deine Beine ein wenig müde sind, musst du dich halt nur noch mehr reinhängen“, sagte Mittelfeldspielerin Carli Lloyd: „Wir können uns nach dem Finale ausruhen.“

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Frankreich: Deville - Lepailleur, Georges, Viguier, Bompastor - Soubeyrand, Bussaglia - Abily, Necib, Thiney - Delie. - Trainer: Bini

USA: Solo - Krieger, LePeilbet, Rampone, Cox - O’Reilly, Boxx, Lloyd, Cheney - Wambach, Rodriguez. - Trainerin: Sundhage